Grefbritannien. (Oltober 22. -24.) 597
Flotten der Verbũndeten herrsche. Hieraus gehe hervor, daß beide das
gleiche Ziel verfolgten, das sie bald erreichen würden.
22. Oktober. Der Staatssekretär des Innern verfügt, daß
alle in militärpflichtigem Alter stehenden Deutschen, Osterreicher
und Ungarn zu verhaften und den Militärbehörden zu über-
weisen sind.
23. Oktober. Die „Times“ über die Tätigkeit des Kreuzers
„Emden“:
Der kühne deutsche kleine Kreuzer „Emden“ ist wieder erschienen, dies-
mal in der Arabischen See, und hat eine gute Beute gemacht, die an
Tonnengehalt den Wert der von der „Emden“ in der Bucht von Bengalen
gemachten Beute noch übertrifft. Die „Emden“ versenkte diesmal fünf Schiffe.
Das britische Publikum war bisher geneigt, die Kreuzfahrt der „Emden“ mit
Amüsement und Toleranz zu betrachten, besonders weil die Offiziere sich
wiederholt als so gute Sportsleute erwiesen. Die Zeit ist aber gekommen,
die Admiralität zu fragen, wann sie beabsichtigt, der kecken Laufbahn des
Krenzers „Emden“ ein Ende zu machen. Sein Auftreten an der Küste von
Koromandel hat Birma abgeschnitten und den Handel Kalkuttas gelähmt.
Es kostete England über eine Million Pfund Sterling. Das Wiedererscheinen
des Kreuzers bedeutet den direkten Verlust einer zweiten Million, so daß
wir in wenigen Wochen nahezu einen Dreadnought verloren haben. Die
„Emden“ ist ferner verantwortlich für die gegenwärtige hohe Versicherungsrate
für die Routen nach dem Orient und sie kann uns eventuell den indischen
Postdienst unterbrechen. Wir wünschen nicht die gegenwärtige Tendenz mit-
zumachen und hochgestellte Seeleute anzugreifen, aber wir müssen die wach-
sende Unzufriedenheit mit den Maßnahmen der Admiralität verzeichnen.
24. Oktober. Die Admiralität veröffentlicht eine Erklärung
über die von den deutschen Kreuzern versenkten Schiffe, in der
es heißt:
Man glaubt, daß acht oder neun deutsche Kreuzer sich im Atlan-
tischen, Stillen und Indischen Ozean befinden. Ueber siebzig britische, ja-
panische, französische und russische Kreuzer, ungerechnet die Hilfskreuzer,
wirken zusammen zur Aufsuchung der deutschen Kreuzer. Die gewaltige
Ausdehnung der Ozeane und die Tausende von Inseln und Inselgruppen
gestatten den feindlichen Schiffen, sich fast unbeschränkt zu bewegen. Die
Auffindung und Vernichtung der feindlichen Kreuzer ist daher hauptsächlich
Sache der Zeit, der Geduld und des Glücks. Englische Handelsschiffe sind
vorwiegend darum aufgebracht worden, weil sie den Weisungen der Ad-
miralität zuwidergehandelt haben. Die Anzahl der verloren gegangenen
Schiffe ist im Verhältnis zur Gesamtzahl viel geringer, als man vor dem
Krieg gefürchtet hat; denn nur 39 von 4000 englischen Schiffen auf großer
Fahrt sind vom Feind versenkt worden, also eines von hundert. Die Ver-
sicherungsprämie für Schiffsladungen, die beim Beginn der Feindseligkeiten
5 v. H. betragen hat, steht jetzt auf 2 v. H.
24. Oktober. Neue Werbungsversuche.
An dem Hauptgquartier des Rekrutierungsamtes ist ein neuer An-
schlag angebracht worden, in dem betont wird, daß sofort mehr Leute ge-
braucht werden, um die zweite halbe Million für die neue Armee vollzu-
machen und dadurch den Erfolg im Ausland und die Sicherheit daheim