Vornzal. (Mai 20.— Juni 24.) 707
Gendarmen niedergeschlagen und getötet, Chagas wird nach Lissabon
gebracht, wo er am 19. Mai seinen Wunden erliegt.
Das Ministerium des Auswärtigen übernimmt Teireira de
Cueiroz.
20. Mai. Das revolutionäre Komitee löst sich auf.
Die offiziöse Presse meldet, daß die Ruhe wiederhergestellt ist. Doch
ist die Wiederherstellung nur scheinbar, da die Konservativen entschlossen
sind, den Sturz des neuen Ministeriums mit allen Kräften zu betreiben.
27. Mai. Präsident Manuel d'Arriaga dankt ab.
29. Mai. Der Nationalkongreß wählt mit 98 gegen 1 Stimme
Theophile Braga zum Präsidenten der Republik. Die Radikalen
beteiligen sich nicht an der Wahl.
Nachdem Braga am 30. Mai im Kongreß den Eid auf die Verfassung
geleistet hat, wird er zum Präsidenten ausgerufen. In einer Botschaft an
den Kongreß verurteilt Braga jede Diktatur und erklärt, gesunder Menschen-
verstand und Uneigennützigkeit würden die Richtlinien seiner Politik sein.
Der Gelehrte und Dichter Theophile Braga war schon nach der Revolution
des Jahres 1910 der erste (provisorische) Präsident der neuen Republik.
11. Juni. In Lissabon treffen in der Nacht vom 10. zum
11. Juni mehrere Verschwörer zusammen, um einen Handstreich
gegen die Regierung auszuführen. Sie werden überrascht und
verhaftet.
13. Juni. Die Wahlen zur Deputiertenkammer finden statt,
bringen aber der Regierung nur eine knappe Mehrheit.
14. Juni. Der Ministerpräsident reicht ein Rücktrittsgesuch
des gesamten Ministeriums ein, das aber vom Präsidenten der
Republik nicht angenommen wird.
Unterrichtsminister Magelhaes erleidet am selben Tage einen
Schlaganfall und scheidet aus dem Ministerium aus. Sein Ressort wird
vorläufig von José Castro verwaltet.
20. Juni. José Castro bildet in Verständigung mit dem Prä-
sidenten ein neues Ministerium, das sich endgültig wie folgt
zusammensetzt: Vorsitz, Marine und Krieg: José Castro; Inneres:
Fernandez Silva; Justiz: Gaetano Menczes; Aeußeres: Augusto
Szares; Finanzen: Guimerais; Kolonien: Miattos; Offentliche
Arbeiten: Monteiro; Offentlicher Unterricht: Lopez Martino.
24. Juni. Die Deputiertenkammer tritt zusammen.
Eine ministerielle Erklärung legt das Programm der Regierung
dar, gibt dem Parlament Kenntnis von den wichtigen Dokumenten für die
Haltung Portugals in dem europäischen Konflikt und bestätigt,
daß das Land entschlossen sei, Entschädigung für den in Angola erlittenen
Schaden zu suchen. Der Demokratenführer Alexandro Braga sagt der Re-
gierung jede Unterstützung seiner Partei zu. Almeida dagegen, der Führer
der Revolutionisten, sagt, er werde die neue Regierung bekämpfen und eine