204 Peutsches Reich. (Februar 27.—März 2.)
Kraft“. Und keiner von uns sollte mehr sein wollen als ein Stück dieses
Volkes. Keiner sollte eine andere Aufgabe kennen als die: Mit unserem
Volke den harten Weg zu gehen durch Not und Tod: Vorwärts und aufwärts.
(Lebh. anhaltender Beif. b. d. Soz.)
Reichskanzler Dr. v. Bethmann Hollweg: M. H.1 Ich habe nicht
die Absicht, auf die sämtlichen Ausführungen des Herrn Vorredners ein-
zugehen, aber die persönlichen Angriffe, die er gegen den Herrn
preußischen Landwirtschaftsminister gerichtet hat, waren von einer
wohl in diesem Hause noch ungewohnten Schärfe und veranlassen mich,
gegen diese Angriffe entschiedene Verwahrung einzulegen. (Sehr richtig!
rechts.) Ich nehme an, es wird sich im weiteren Verlaufe bei der Be-
sprechung der Ernährungsfrage Gelegenheit finden, sachlich auf die Sache
einzugehen. Ich will hier nur ganz kurz betonen, daß dem preußischen
Herrn Landwirtschaftsminister — ich weiß, es geschieht unausgesetzt in der
Presse — bitteres Unrecht geschieht. (Rufe: Na, nal) Jawohl, m. H., wir
werden uns ja einmal sachlich über die Sache unterhalten —, wenn hier
behauptet wird, daß er der Vater der Hindernisse sei, um eine verständige
und gerechte Verteilung der Lebensmittel herbeizuführen. Das ist nicht der
Fall (Zurufe), und ich kann es nur zum Lobe des preußischen Herrn Land-
wirtschaftsministers sagen, daß er bestrebt ist und, wie ich überzeugt bin,
mit Erfolg bestrebt ist, unsere Produktion aufrechtzuerhalten, und auch das,
m. H., gehört dazu, daß wir der Lebensmittelschwierigkeiten Herr werden
können. (Zurufe links.) Ohne das können wir es nicht. Wie gesagt, m. H.,
sachlich wird ja die Angelegenheit vielleicht noch demnächst in der weiteren
Diskussion behandelt werden. Ich legte nur Wert darauf, gegen diese Art
der Angriffe gegen ein Mitglied des preuß. Staatsministeriums und Bevoll-
mächtigten zum Bundesrat hiermit Verwahrung einzulegen. (Lebh. Beifall.)
Abg. Dr. Wiemer (Fortschr. Vp.): Auch ich kann nur sagen, daß die
Sitzung vom 12. Dez. die schönsten Stunden meines politischen Lebens waren.
Wir werden jene historische Sitzung in dauernder Erinnerung behalten.
Wir benutzen die erste Gelegenheit, um der Regierung unsere volle Zu-
stimmung und unseren warmen Dank für das Friedensangebot aus-
zusprechen. Friedensbedingungen in aller Breite aufzustellen, war unmög-
lich, solange nicht einmal feststand, ob überhaupt nur die Möglichkeit von
Verhandlungen gegeben war. Wohl aber waren die Grundzüge unserer
Friedensbedingungen zu erkennen, die darauf hinausliefen, daß wir nicht
beabsichtigten, die Gegner zu zerschmettern oder zu vernichten. Die Ab-
lehnung des Friedensangebots durch die Entente hat das deutsche Volk in
allen Teilen in dem Entschluß befestigt, auszuharren und weiter zu kämpfen.
Es ist die Frage aufgeworfen worden, ob wir an den Friedensbedin-
gungen vom 12. Dez. festhalten müßten. Wir meinen, daß an der Friedens-
bereitschaft Deutschlands und der Mittelmächte festzuhalten ist. Auch an der
grundsätzlichen Bereitwilligkeit, nach besten Kräften mitzuwirken, damit künf-
tigen Kriegen und ähnlichen Katastrophen vorgebeugt werde. Anderseits
meine ich, dem neuen Kampf und den neuen schweren Opfern werden auch
neue Bedingungen folgen müssen. Der Reichska: zler hat heute die Friedens-
bereitschaft des deutschen Volkes erneut durchblicken lassen mit dem Satz:
Wir wollen dem Kriege ein Ende machen durch einen dauerhaften Frieden,
der uns Entschädigung gewährt für alle erlittene Unbill, der ein starkes
Deutschland und eine gesicherte Zukunft gewährleistet. Meine politischen
Freunde halten es für verfsehlt, Pränumerandobedingungen aufzustellen, auf
dem Papier Eroberungen zu machen. Die Bedingungen werden abhängen
von der Größe unseres Endsieges, und alles Gerede und vorherige Luft-
erschüttern hat keinen Zweck. Mit unerschütterlichem Vertrauen blicken wir