286 Beutsches Reich. (März 13.)
Staaten uns nicht den Krieg erklären, aus deutschem Munde niemals etwas
von unseren Absichten gehört hätte. Ich glaube, daß es kaum möglich ist,
korrekter zu verfahren. Eine Instruktion an den Gesandten in Mexiko erst
dann gelangen zu lassen, wenn eine Kriegserklärung der Vereinigten Staaten
erfolgt wäre, war von vornherein unmöglich. Daß die deutsche Regierung
überhaupt daran gedacht hat, Maßnahmen zu treffen, um den von Amerika
gegen uns beabsichtigten Schlag zu parieren, war nicht nur ihr gutes Recht,
sondern ihre Pflicht und Schuldigkeit gegenüber dem deutschen Volk. Das
muß bei ruhiger Ueberlegung jeder billig Denkende einsehen, vor allem auch
die Neutralen.
13. März. (Berlin.) Konferenz über die Gewerkschafts-
eingaben zur Ernährungsfrage. (Siehe S. 158 ff. u. 233 ff.)
Zwischen Vertretern des Kriegsernährungsamts, des Kriegsamts und
des preuß. Landwirtschaftsministeriums und Gewerkschaftsvertretern findet
eine Aussprache über die in den Eingaben bewährten Fragen statt. v. Batockie
erklärt in einem Schlußwort, daß die drei zuständigen Gewalten, Kriegs-
ernährungsamt, Kriegsamt und preuß. Staatskommissar, einheitlich zusammen-
arbeiten und einmütig von der Notwendigkeit einer schärferen Erfassung
und Durchführung der Rationierung und Verteilung überzeugt seien, sowie
daß alles getan werde, um die Ernährung der Arbeiterschaft sicherzustellen.
Es dürfe aber nicht verhehlt werden, daß die Vorräte außerordentlich knapp
geworden seien, daß die Erzeugung mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen
habe und daß auf weitere Knappheit gerechnet werden müsse.
13. März. Die Internationale der Seeleute zum L-Bootkrieg.
Nach Anhörung der seemännischen Abteilung des Deutschen Transport-
arbeiterverbandes hat der Zentralrat des internationalen Traus-
portarbeiterbundes als internationale Verbindung der organisierten
Seeleute eine Kundgebung an die Seemannsverbände der neu-
tralen Staaten in ihren Landessprachen gerichtet, um die Lage, wie sie
der deutsche U-Bootkrieg für die Seeleute der neutralen Staaten geschaffen
hat, klarzustellen. Sie fußt auf einer objektiven Darstellung der Ursachen
und Ziele des deutschen U. Bootkriegs durch die Leitung der deutschen see-
männischen Organisationen. Es heißt darin: Der Zweck des verschärften
deutschen U.-Bootkriegs ist nicht die Vernichtung von Gütern aller Art und
die Versenkung von Schiffen, namentlich neutraler; noch viel weniger ist
es deutsche Absicht, das Leben neutraler Seeleute zu vernichten. Der Zweck
ist vielmehr die Stillegung jedweder Schiffahrt nach den Häfen Englands
und seiner Verbündeten, also die völlige Absperrung dieser Länder von
jeder Ein= und Ausfuhr auf dem Seewege. Trotz alledem läßt der ver-
schärfte deutsche U-Bootkrieg einen ungefährdeten Seeverkehr zwischen den
neutralen Völkern der alten und der neuen Welt zu, und er läßt ferner zu
einen ebenso ungehinderten wie ungefährdeten Seeverkehr zwischen den
skandinavischen Ländern und Deutschland. Was Deutschland von den neu-
tralen Seestaaten erwartet, ist dies: sie sollen die von Deutschland gegen
England und seine Verbündeten verhängte erweiterte Seesperre so beachten,
wie sie bisher die analogen Maßnahmen Englands und seiner Verbündeten
respektiert haben. Sie sollen also nur gerecht sein. Der deutsche U-Bootkrieg
soll den Krieg abkürzen, d. h. den von allen Völkern ersehnten Frieden be-
schleunigen. Insoweit liegt er auch im Interesse der neutralen Staaten.
Jedenfalls erfordert sein Hauptziel eine objektive Würdigung, namentlich
seitens der Arbeiter in den neutralen Ländern. Und dieses sein höchstes
Ziel ist es auch, das die Erduldung vorübergehender Nachteile für die See-