444 Veusches Reich. (April 24.— Mai 1.)
durch das Hilfsdienstgesetz, verkürzen wollen (Bravol), denn darüber kann
kein Zweifel sein, das Kriegsamt und ich persönlich stehen auf absolut neu-
tralem Boden. Was dem einen recht ist, muß auch dem andern billig sein.
Ich werde also auch gegen diejenigen Hetzer vorgehen, die gegen das Hilfe-
dienstgesetz zu hetzen suchen, und ich richte von dieser Stelle aus einen sehr
warmen, aber letzten Appell auch an die Arbeitgeber, daß sie sich abfinden
mit dem, was den Arbeitern an Rechten zugebilligt ist, daß sie restlos mit-
wirken bei der loyalen Ausführung des Hilfsdienstgesetzes. Ich meine, wenn
wir uns alle auf diesen Boden stellen und in dieser Weise vorgehen, habe
ich gar keinen Zweifel, daß unsere Arbeiterschaft in der treusten Weise bis
zum Kriegsende hinter dem Heere stehen und dem Heere Waffen und Muni-
tion liefern wird, die wir dringend, dringend nötig haben. Deshalb mus
das Motto sein: „Arbeit, und wiederum Arbeit, bis zum glücklichen Ende
des Krieges.“ (Bravol!l)
Abg. Davidsohn (Soz.) erklärt, er glaube gerne, daß Generalleutnant
Groener seine Drohungen zur Ausführung bringen werde; eine andere
Frage sei indes, ob auch die Versprechungen erfüllt und durchgeführt würden.
Keinesfalls könne man durch die berührten Vorgänge den Arbeitern die
Endverantwortung übertragen, zumal sie bisher in der Rüstungsinduftrrie
nichts und auch sonst nicht viel zu sagen gehabt hätten. Die politischen
Forderungen der Arbeiter durch Gewaltmaßregeln in den Hintergrund zu
drängen, wie dies gewisse Kreise verlangten, werde nicht gelingen.
Abg. Gisberts (Zir.) kritisiert scharf die politischen Streiks, die unter
allen Umständen zu unterdrücken seien. Anderseits müsse doch mehr auf
die Durchführung der Anordnungen des Kriegsernährungsamts und auf
eine gerechtere, gleichmäßigere Rationierung in der Praxis gesehen werden.
Bei den besonderen Zuwendungen an Schwerstarbeiter seien diese nicht
selten zugunsten von Bureau- und Werksbeamten benachteiligt worden. Alle
dringenden Mahnungen an Behörden und die maßgebenden Kreise der
Landwirtschaft seien aber zumeist fruchtlos geblieben. Es scheine auch, als
ob einzelne Generalkommandos sich eigene Hilfsdienstgesetze zurechtgemacht
hätten. Man müsse sich in die Arbeiterseele hineindenken und berücksichtigen.
daß die Leute unter schlechten Ernährungsverhältnissen hart arbeiten müssen,
und dabei verkümmere man vielfach auch noch ihre gesetzlichen Rechte.
Auf Antrag eines natl. Abg. wird gegen die eine Stimme des Dr.
Cohn (Soz. Arb.) eine Erklärung angenommen, in der den Truppen
die Anerkennung für ihre unvergleichlichen Leistungen ausgesprochen
wird. Diese Erklärung, die sofort dem Generalfeldmarschall v. Hinden-
burg telegraphisch übermittelt wird, lautet:
Erklärung des Reichshaushaltsausschusses. Die unterzeichneten Mit-
glieder des Reichshaushaltsausschusses danken den unvergleichlich tapferen
deutschen Helden von Arras, an der Aisne, in der Champagne und wo
immer sie für des Volkes Heil und des Vaterlandes Wohl kämpfen und
bluten, für ihre in der Weltgeschichte einzig dastehenden Leistungen. Sie
legen für das deutsche Volk das Gelöbnis ab, mit ganzer Kraft unerschütrer-
lich für seine opfermutige Verteidigung bis zum baldigen Frieden zu sorgen.
Berlin, den 25. April 1917.
Dr. Spahn. Behrens. v. Boehn. Davidsohn. Erzberger. Giesberts. Götting.
Gothein. v. Graefe--Güstrow. Gröber. Dr. Haas-Baden. Dr. Haegy. Held.
Hoch. Mertin. Nacken. Nehbel. Noske. Dr. Pfleger. Schirmer. Schöpflin. Schulz-
Erfurt. Dr. Stresemann. Stücklen. v. Trampczynski. Weinhausen. Wels.
Generalfeldmarschall v. Hindenburg sendet dem Präsidenten des
Reichstags, Dr. Kaempf, folgendes Antworttelegramm: Ew. Exz. und
den mitunterzeichneten Mitgliedern des Haushaltsausschusses des Reichs-