Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiunddreißigster Jahrgang. 1917. Erster Teil. (58a)

Beutsches Keich. (April 24.— Mai 1.) 447 
güct würde ein Gespräch genügt haben, derartige Entschlüsse zu ver- 
indern. 
In Weiterberatung des Marineetats kennzeichnet der Staatssekretär 
des Reichsmarineamts v. Capelle bei Besprechung der Seekriegführung 
die von der englischen Admiralität seit zwei Monaten verfolgte Taktik mit 
Bezug auf die Veröffentlichungen über die Wirkungen des U-Boot- 
krieges. Er stellt fest, 1. daß weder die englischen noch die sonstigen feind- 
lichen Zeitungen zu veröffentlichen wagen: a) Namen und Tonnengehalt 
der versenkten Schiffe der eigenen, noch der Verbündeten, noch der Neu- 
tralen, b) weder die zahlreichen Tagesberichte, noch die monatlichen Zu- 
sammenstellungen des Admiralstabes der Februar-- und Märzbeute, c) die 
Bekanntmachung des Admiralstabes, daß in den beiden ersten Monaten der 
Seesperre nur 6 U-Boote verloren gingen, eine Zahl, die durch den Zu- 
wachs während des gleichen Zeitraums um ein Mehrfaches übertroffen wird, 
das alles, trotzdem der Erste Lord der Admiralität im Unterhause am 
21. Febr. 1917 feierlich größte Offenheit in der Bekanntgabe der Verluste 
zugesichert hatte; 2. daß statt dessen die feindlichen Regierungen wöchentlich 
Schiffsverkehrs--, Schiffsverlustziffern veröffentlichten, die nach vielfachem 
Eingeständnis der englischen Presse auf Irreführung der eigenen wie neu- 
tralen Völker berechnet sind und irreführend wirken. Am 13. Febr. 1917 
habe Admiral Beresford erklärt, er glaube, daß man in 6 bis 8 Wochen 
erkennen werde, daß England der U-Bootgefahr wirklich gewachsen sei, und 
daß sich der Seeverkehr wieder heben werde. Demgegenüber mußte 7 Wochen 
später der Erste Seelord, Admiral Jellicoe, am 4. April 1917 in einer Be- 
sprechung mit Vertretern der englischen Gewerkschaften zugeben, daß es ein 
Allheilmittel gegen U-Boote nicht gebe. 
Der Korreferent zum Marineetat Abg. Noske (Soz.) führt aus, die 
Marineverwaltung schöpfe aus dem Milliardentopf; einen Etat gebe es ja 
nicht. Es sei bedauerlich, daß der Reichstag nicht fortlaufend über die 
Neubauten habe unterrichtet werden können. Der günstige und sehr er- 
freuliche Gesundheitszustand bei der Marine sei mit darauf zurückzuführen, 
daß die Verwaltung den Ernährungsverhältnissen immer große Aufmerksam- 
keit gewidmet habe. Trotzdem ersuche er aber, Menagekommissionen zur 
Ueberwachung der Verpflegung einzusetzen. Die Behandlung der Mann- 
schaften sei gut, Uebergriffe wären ihm nur über Reserveoffiziere gemelder 
worden. In der Schlacht am Skagerrak habe sich deutsches Personal und 
Material ausgezeichnet bewährt, das könne wohl von niemandem bestritten 
werden. Von einem Abbau des U--Bootkrieges könne jetzt trotz unerwünschter 
politischer Verwicklungen natürlich keine Rede mehr sein. Er schließe sich 
jenen an, die der Meinung seien, daß der Tag nicht mehr so fern sei, wo 
auch England mit uns zu Verhandlungen über den Frieden bereit sei. 
Staatssekretär des Reichsmarineamts v. Capelle erwidert, daß schon 
im Frieden eine Beteiligung der Mannschaften bei den Menagekommissionen 
bestehe. Er geht dann weiter auf die Frage der Behandlung der Mann- 
schaften in der Marine ein und stellt fest, daß von seiten der zuständigen 
Vorgesetzten alles Mögliche getan werde, um begründeten Klagen, die er- 
freulicherweise nur selten an ihn heranträten, abzuhelfen. 
Auf weitere Wünsche von sozialdem. Seite gibt der Staatssekretär die 
Auskunft, daß er angeordnet habe, da, wo die Mandate der Arbeiter- 
ausschüsse abgelaufen seien, Neuwahlen stattfinden zu lassen. Die Ober- 
werftdirektoren seien bereits angewiesen, mit den Vertretern der Organi- 
sationen zu verhandeln. Ferner habe er angeordnet, daß die Einziehung von 
Angehörigen der Arbeiterausschüsse seiner Entscheidung vorbehalten bleibe. 
Am 28. nimmt der Hauptausschuß zunächst vertrauliche Mitteilungen
	        
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