Beutsches Reich. (Mai 3.) 481
leichterung seiner wirtschaftlichen Lage. Er verschärft vielmehr für lange
Zeit die Ernährungsschwierigkeiten, in denen wir heute leben. Nur ein
Frieden, der uns die Möglichkeit bietet, mit unserer Machterweiterung auch
die Sicherung von Nahrungsmittel-= und Rohstofflieferungen zu fördern und
durchzusetzen, vermag dem deutschen Volke die wirtschaftliche Erleichterung
zu bringen, die es unmittelbar nach dem Frieden braucht. Nur ein
Frieden mit Entschädigung, mit Machtzuwachs und Landerwerb
kann unserem Volke sein nationales Dasein, seine Stellung
in der Welt und seine wirtschaftliche Entwicklungsfreiheit
dauernd sicherstellen. Den Weg zu diesem deutschen Frieden öffnet
uns allein der deutsche Sieg. Der Kaiser und die Führer von Heer und
Flotte verheißen ihn und verbürgen ihn uns. Es gilt, ihnen zu vertrauen
und durchzuhalten, bis der Sieg den deutschen Frieden bringt.
Unterzeichnet haben diesen Aufruf folgende Verbände und Vereinigungen:
Deuticher Vandwirischaftsral, Kriegsausschuß der deutschen Landwirtschaft,
Bund der Landwirte, Vereinigung der deutschen Bauernvereine, Deutscher
Bauernbund, Reichsverband der deutschen landwirtschaftl. Genossenschaften,
Generalverband ländl. Genossenschaften für Deutschland (Raiffeisenverband),
Zentralverband deutscher Industrieller zur Förderung und Wahrung natio-
naler Arbeit, Verein deutscher Eisen= und Stahlindustrieller, Mitteldeutscher
Fabrikantenverein, Bayrischer Industriellenverband, Verein zur Wahrung
der gemeinsamen wirtschaftl. Interessen in Rheinland und Westfalen, Reichs-
deutscher Mittelstandsverband, Verband der Handelsschutz= und Rabattspar-
vereine Deutschlands, Württembergischer Bund für Handel und Gewerbe,
Bayrischer Handwerker= und Gewerbebund, Mittelstandsvereinigung im
Königreich Sachsen, Deutschnationaler Handlungsgehilfenverband, Haupt-
ausschuß nationaler Arbeiter und Berufsverbände Deutschlands, Kirchlich-
soziule Konferenz, Deutscher Ostmarkenverein, Deutscher Wehrverein, All-
deutischer Verband, Unabhängiger Ausschuß für einen deutschen Frieden.
Dem Aufruf schließen sich ferner an: Deutscher Flottenverein, Verband
deutscher Eisenexporteure, Deutscher Kriegs- und Handels--Unterseeboots-Ver-
band, Deutsche Vereinigung (Graf zu Hoensbroech), Deutschbund (Langhans),
Gesamtverband der evang. Arbeitervereine Deutschlands, Verband kathol.
Arbeitervereine Sitz Berlin, Deutscher Fichtebund, Bund deutscher Volks-
erzieher, Deutscher Nationalbund, Wettinschützenbund im Königr. Sachsen,
Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde, Schutzverband für deutschen Grund-
besitz, Deutsche Kolonialgesellschaft, Handelskammer Altona.
3. Mai. Friedenseingabe der deutschen Pazifisten.
Vier pazifistische Organisationen, die Deutsche Friedensgesellschaft, der
Bund Neues Vaterland, der Nationale Frauenausschuß für dauernden
Frieden und die Zentralstelle Völkerrecht, haben sich an den Deutschen
Reichstag mit einer Eingabe gewandt, in der dieser ersucht wird, in
Würdigung der vollkommen neuen Lage, die für die Frage von Friedens-
verhandlungen durch die russische Staatsumwälzung geschaffen ist, sich für
folgende Grundsätze auszusprechen: 1. Deutschland ist gegenüber dem
neuen freien Rußland, das die nationalen Rechte der dem russischen Reiche
eingegliederten Fremdvölker zu achten verspricht, bereit, einen Frieden
ohne irgendwelche Eingriffe in den territorialen Bestand des
russischen Staatswesens zu schließen. Vorausgesetzt wird dabei,
daß die nationalen Rechte der Deutschen in Rußland in gleicher Weise wie
die der übrigen Nationalitäten des russischen Reiches sichergestellt und alle
gegen die Rechtsgleichheit verstoßenden Willkürakte aus der Zeit der alten
antokratischen Regierung rückgängig gemacht werden. 2. Die Reichs-
Erropäischer Geschichtskalender. I. VIII. 31