488 Beuisches Reich. (Mai 4.—8.)
wie gründlich bei der Beförderung zum Offizier gestedt wird. Von un-
serer Seite ist eine Resolution beantragt, wonach die Berordnungen ver-
schiedener Generalkommandos über Arbeitshilfe in der Land- und Forst-
wirtschaft aufgehoben werden sollen, weil sie mit dem Hilfsdienstgesetz in
Widerspruch stehen. Eine solche offenbare Gesetzwidrigkeit darf nicht ge-
duldet werden. Das Anbinden erklärt der Kriegsminister als eine Strafe,
die er verschwinden lassen will. Ich hoffe, daß dieser Erklärung schnell
die Tat folgen wird. Der Chef des Kriegsamts, General Groener, hat
anläßlich der Streiks einen Erlaß herausgegeben, der die berühmten
Worte enthält: „Ein Hundsfott, der streikt.“ Der Streik vom 16. und
17. April war ein Unrecht, zumal angesichts der Riesenschlacht im Westen.
Man hat diese Streiks benutzt, um eine Hetze gegen die Streikenden und
gegen die gewerkschaftlichen Organisationen einzuleiten, wie sie namentlich
von der reaktionären Presse betrieben worden ist; wie konnte da der Ge-
neral Groener mit einem solchen Erlaß derart öffentlich eingreifen. In
Zukunft sollten solche temperamentvollen Erlasse doch besser unterbleiben.
Wollen Sie es den Arbeitern verdenken, wenn ihnen endlich der Ge-
duldsfaden reißt gegenüber all dem, was sie 2/8 Jahre in bezug auf
Behandlung und in bezug auf die Ernährungsfragen seitens der maß-
gebenden Stellen in Reich und Staat erlitten haben? Können Sie es den
Arbeitern verdenken, wenn sie eine Friedenssehnsucht haben? Die süd-
deutschen Regierungen sind ganz anders auf dem Posten als die preußische
Regierung. Man hätte die Arbeiter nicht so anhauchen sollen, wie es Ge-
neral Groener getan hat. Es ist jetzt Unsitte geworden, bei jeder Gelegen-
heit den Generalfeldmarschall v. Hindenburg als Eideshelfer anzurufen.
Dies insicbiehen ist nicht allzu chevaleresk. Er und Ludendorff sind von
dem Mißbrauch ihrer Namen keineswegs erbaut. In dieser Zeit, wo es
sich um das Schicksal der Nation handelt, sollte man durch drakonische Maß-
regeln die Arbeiter nicht verbittern. Sorgen Sie alle dafür, daß den Ar-
beitern der Geduldsfaden nicht reißt. (Beif. b. d. Soz.)
Chef des Kriegsamts Generalleutnant Groener: Der Abg. Schöpflin
hat über den Streik Worte gefunden, die meinen Anschauungen durchaus
entsprechen. Er hat im Laufe seiner Rede darauf hingewiesen, daß es
Dinge gibt, die man deutlich bezeichnen müsse. Ich habe den Eindruck,
daß in seiner Heimat mein Aufruf richtiger und besser verstanden worden
ist als von ihm selbst. Ich habe zahlreiche Zuschriften von Arbeitern und
Arbeiterausschüssen gerade aus seiner Heimat erhalten. Nun mag man
darüber denken, wie man will. Sie (zu den Soz.) sehen die Dinge aus
einem anderen Gesichtswinkel an wie ich. Ich will Ihnen sagen, wie ich
die Dinge ansehen muß. In diesen Tagen, nach dem 18., das war der
Tag, an dem die Gemütlichkeit aufhörte und aufhören mußte, mußte ich
mich in deutlichen und klaren Worten an unsere deutschen Arbeiter wenden,
da ich das Vertrauen habe, daß sie doch noch Gefühle für ein deutliches
und offenes Wort haben, und ich habe mich darin nicht getäuscht. Nicht
nur alle Arbeiter, sondern das ganze Volk muß Klarheit gewinnen, und
darum sage ich, es bleibt ein Verbrechen, daß Streiks in der
gegenwärtigen Zeit gemacht worden sind. (Lebh. Zustimmung r.)
Aus welcher Seele spreche ich denn? Aus der Seele des ganzen Heeres.
Sie dürfen überzeugt sein, daß ich mir Tag und Nacht überlegt habe, ob
ich mit der Sache herausgehen sollte, und sie dürfen weiter überzeugt sein,
daß nur die allerschwerste Verantwortung für die Versorgung des Heeres
mich dazu veranlaßt hat, für jeden Mann im Granaten- und Maschinen-
gewehrfeuer einzutreten. Im übrigen muß selbstverständlich den berechtigten
Wünschen der Arbeiter Rechnung getragen werden. Das habe ich in der