100 Bie Flerreiczischmgarische Mesar#i#e. (Juni 12.—16.)
nach wirtschaftlicher Arbeit, die Rückschläge des Krieges wollen aus-
Felichen, die Versäumnisse nachgeholt werden, das Tempo des früheren
orwärtsschreitens sich noch beschleunigen. Kulturschöpfungen, an denen
Jahrhunderte gebaut, sind ins Wanken geraten und verlangen einen neuen
Aufbau. Vor allem aber hat der gleichmäßige Anteil der breitesten Schichten
an den riesenhaften Leistungen des Krieges, der gemeinwirtschaftliche Einschlag
der Durchhaltemaßnahmen, die volkserzieherische Wirkung einer gigantischen
Kräfteorganisation Jahrzehnte gesellschaftlicher Entwicklung überspringen
lassen. Damit sind Probleme auf die Tagesordnung gestellt, denen gegen-
über sich auch die politischen Linien anders verschneiden als früher, und die wir
bei aller Pflege unserer innerstaatlichen Besonderheiten und nationalen Be-
dürfnisse doch nicht zu Fesseln werden lassen dürfen, die uns am Schritt-
halten mit den anderen verhindern. Den großen Aufgaben der Zukunft
wird derjenige am sichersten gerecht werden, der seine Kräfte am besten zu
ebrauchen weiß. Darum heißt es, sie nicht zersplittern, sondern sammeln.
ie Richtungen, in denen diese von der gesamten Oeffentlichkeit heiß ersehnte
fruchtbare Arbeit vor allem einzusetzen hätte, sind in der Allerhöchsten
Thronrede gekennzeichnet. Die Regierung möchte hier in gedrängter Knappheit
nur einzelnes herausgreifen und der Aufmerksamkeit des hohen Hauses be-
fonders empfehlen. Nicht minder wichtig als die organische Durchbildung
unserer politischen Verfassung ist der Ausbau unserer wirtschaftlichen
Einrichtungen. Hier drängt sich vor allem das Problem der Kriegs-
wirtschaft aus, ihrer Fortführung bis zum glücklichen Abschluß des Kampfes
und der Vorbereitungen für ihre Ueberleitung in die Friedensverhältnisse.
In seiner Beziehung zur Frage der Ernährung sowie überhaupt der Vorrats-
sicherungen macht sich dieses Problem für die gesamte Bevölkerung in jedem
einzelnen Augenblicke fühlbar. Aus dem Bestreben der Regierung, den
Druck des Augenblicks zu erleichtern und gefährlichen Wendungen für später
Vorzubengen, erwuchs jene Menge von Maßnahmen zur Erhöhung, Sicherung,
Streckung der Vorräte, Verbesserung des Verkehres, Regelung der Preise,
die im Laufe des Krieges in wechselnder Gestalt hervortraten. Vielfach von
der Oeffentlichkeit selbst verlangt, erfuhren sie nichtsdestoweniger eine oft
harte Kritik, die vielleicht ihren Maßstab nicht immer in den realen Mög-
lichkeiten, sondern in einem unerreichbaren Ideal der Angleichung an
normale Friedenszustände suchte. Als die gegenwärtige Regierung ins Amt
trat, fand sie die großen Linien der wirtschaftlichen inneren Kriegspolitik
schon festgelegt. Die in der öffentlichen Diskussion lebhaft erörterte Frage,
ob es nicht zweckmäßiger wäre, sich von den Grundsätzen des freien Verkehrs
vielleicht nicht ganz so stark in die Richtung staatlicher Reglementierung
hinüberdrängen zu lassen, besaß für sie keine praktische Aktualität mehr.
Sie mußte mit den gegebenen Elementen rechnen und versuchen, Vorhandenes
auf Grund der gewonnenen Erfahrungen fortzubilden. Der bereits geschaffene,
aber noch nicht recht ins Leben getretene Apparat des Volksernährungs-
amtes wurde in Funktion gesetzt, die Stellung dieses neuen Amtes über
das ursprüngliche Projekt hinaus ausgestaltet und verstärkt. Der staatliche
Versorgungsdienst wurde mit möglichster Intensität durchgeführt, und
die Einrichtungen zur Erhöhung der Produktion, zur Erfassung, Greifbar-
machung und Verteilung der Vorräte erfuhren die möglichste Vervollkomm-
aung, Handhaben wurden geschaffen, um der mißbräuchlichen Ausnützung
der Kriegskonjunktur, wie sie gelegentlich in wirklich empörender Weise zutage
trat, begegnen zu können, aber zugleich mit Kautelen, daß nicht der Eifer
der Produktion gelähmt, die geradezu unentbehrliche Mitwirkung des legi-
timen Handels durch Verängstigung eingeschränkt werde. Den Minder-
bemittelten sollte durch Förderung von Konsumentenorganisationen bei-