356 Grehbritannien. (November 14.)
George: Am besten gebe ich auf diese Frage Antwort, wenn ich dem Hause
die gegenwärtigen Bedingungen des Abkommens zwischen der franz., itol.
und britischen Regierung über die Schaffung eines Obersten Kriegsrates
der Alliierten vorlese. Zum besseren Zusammenwirken der militärischen
Aktionen an der westlichen Front ist ein Oberster Kriegsrat geschaffen worden.
der gebildet wird aus dem Premierminister und einem Regierungsmitglied
einer jeden Großmacht, deren Heere an dieser Front kämpfen. Die Aus-
dehnung der Machtbefugnisse dieses Rates auf die anderen Fronten mus
einer Besprechung mit den anderen Großmächten vorbehalten bleiben. Der
Oberste Kriegsrat soll über die allgemeine Kriegführung wachen. Er be-
reitet Ratschläge für die Entscheidung der Regierungen vor, hält sich über
ihre Ausführung auf dem laufenden und berichtet darüber an die betreffen.
den Regierungen. Der Generalstab und die militärischen Kommandostellen
der Armeen einer jeden Macht, die mit der Führung der militärifschen
Operationen betraut sind, bleiben ihren Regierungen dafür verant wortlich.
Die von den zuständigen militärischen Behörden entworfenen allgemeinen
Kriegspläne werden dem Obersten Kriegsrat unterbreitet, der unter der
Autorität der Regierung ihre Uebereinstimmung sicherstellt und alle etwa
nötigen Aenderungen vornimmt. Jede Macht entsendet in den Oberften
Kriegsrat einen ständigen militärischen Vertreter, dessen ausschließliche Aus.
gabe es ist, als technischer Berater des Rates tätig zu sein. Die mili.
tärischen Berater erhalten von der Regierung und den zuständigen mili-
tärischen Behörden die die Kriegführung betreffenden Schriftstücke. Die
militärischen Vertreter überprüfen täglich die Lage der Streitkräfte urd
alle die Mittel, über welche die Heere der Alliierten und die Heere des
Feindes verfügen. Der Oberste Kriegsrat tagt für gewöhnlich in Versoailles.
wo die ständigen militärischen Vertreter und ihre Stäbe ihren Sitz haber
Er kann aber auch an anderen Orten zusammenkommen, wie es je nach
den Umständen beschlossen wird. Die Zusammenkünfte des Obersten Kricgs-
rats finden wenigstens einmal im Monat statt. Aus dem Vorhergehenden
wird erhellen, daß der Rat keine Exekutivgewalt hat. Die letzten Entschei-
dungen in Sachen der Strategie und der Regelung der Bewegung der ver-
schiedenen Armeen werden bei den Regierungen der Alliierten liegen.
Die ständigen militärischen Vertreter werden aus den bestehenden Nach-
richtenabteilungen der Alliierten alle Nachrichten erhalten, die nötrig sind.
um sie in den Stand zu setzen, ihren Rat dem Obersten Rat der Alliierten
zu erteilen. Die Absicht der Alliierten ist gewesen, eine zentrale Körper-
schaft ein zusetzen, der die Pflicht obliegt, ständig die Feldoperationen al:
Ganzes zu überwachen, durch Mitteilungen von allen Fronten, allen Re-
gierungen und Staaten die von den verschiedenen Generalstäben vorbereiteten
Pläne in Uebereinstimmung zu bringen und, wenn nötig, ihre eigenen Vor-
schläge für eine bessere Kriegführung zu machen. Sollte das Haus eine
Gelegenheit wünschen, diesen sehr wichtigen Gegenstand und meine Rede
in Paris zu erörtern, so schlägt die Regierung vor, den nächsten Montag
(19.) dafür anzusetzen.
Die Pariser Rede Lloyd Georges (s. Frankr., 12. Nov.) hat in Eng-
land große Erregung und starke Mißstimmung verursacht, da er durch seine
Propaganda während der letzten Monate das engl. Volk in einen sicheren
Optimismus zu wiegen gesucht hat, aus dem die Bevölkerung nun ploglich
durch die schwere italienische Niederlage herausgerissen worden ist. Vor
allem üben die liberalen Blätter scharfe Kritik.
Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant“ meldet (am 15.) aus London:
Die Kritik der Pariser Rede Lloyd Georges galt drei Hauptpunkten. Der
erste und wichtigste Einwand bezog sich auf das Verhältnis zwischen dem