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Ober-Zoll-Kasse zu bezahlen, so haben die betreffenden Cameralverwaltungen denselben sol-
ches mir dem Anfügen zu eröffnen, daß sie die dießfalssigen Bestellungen bei den nächstgele-
genen Ober= oder Post“Aemtern zu machen haben. Decret. Stuttg. in Königl. Ob. Finanz
Kammer, Depart, der indirekten Steuern, den 9. Jun. 1828.
Königl. Ob. Pol. Direction. Berwarnung vor dem Gebrauch unzwekmäßiger Löcchmittel,
d. d. 30. Mai 1908.
Bei dem kürzlich in der Römischen Königs-Straße entstandenen Feuerlärmen, hat
man wahrgenommen, daß in dem ersten Eifer und in der Absscht das Feuer schnell zu däm-
pfen, eine Menge mit Wasser benezee Filze und härne Paktuch-Lumpen in das entzündere Ka-
min geworfen wurden. Dadurch hätce um so leichter ein größeres Unglük entstehen können,
als diese Filze und Tücher selbst erst später in der Nacht entzündet worden sind. Da nun
die Anwendung solcher nur mit besonderer Vorsicht zu gebrauchenden Löschmittel niemals
der Willkühr der Einzelnen überlassen werden kann, sondern nur von den dazu öffentlich
aufgestellten und Amtshalber handelnden Personen geleitet werden muß; so wird der Inn-
wohnerschaft jeder eigenmächtige Gebrauch besonderer und oft unzwekmäsiger Löschmittel ernft-
lich untersagt. Stuttg. den Zo. Mai 1808. Königl. Ob. Pol. Direction.
Königl. Ob. Reg. Ob. Pol. Dep. Nachfrage wegen eines heimatlosen r2jährigen Knaben
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Am 14 Mai d. J. wurde in dem graͤflich Enzenbergischen Patrimonial-Ort Singen im
Kön. Souverainetäts-Oberamt Stokach ein 12jähriger Knabe Namens Ferdinand Rösch
eingebracht, welcher bei seiner Vernehmung angab, daß er als ein ausgeseztes Soldatenkind
von einem Bertelweib in einem Wald gefunden, und an ein Pfleghaus in Graß, (wahr-
scheinlich Grait im Sächsischen) abgegeben, in seinem öten Jahr aber daselbst wieder abge-
hole, und bis nach Negensburg mitgenommen worden, sofort in diesem Ort zwar in ein
Zwangs-Institut gekommen, hingegen nach Verfluß eines Jahrs wieder daraus entwichen,
und jenem Bettelweib unterwegs begegnet, auch hierauf mit derselben auf dem Bettel herum
gezogen sei, bis ihn leztere vor einem Jahr auf dem Adlerberg in Tirol verlassen habe.
Während er auf solche Art sich allein überlassen gewesen, will er sich theils mit Bercteln, theils
mit Auspuzen der Bauren-Uhren ernährt, und hierzu die bei ihm vorgefundenen Instrumen-
te, namentlich eine Feuerzange, 6 Stük Fetlen, 3 Zangen, 3 Hämmer, 2 kleine Sägen,
1 Schraufstek, und 1 Schneidzeug gebraucht haben.
In Hinsicht auf seinen Aufenthalt in den lezten Jahren konnte nur so viel von ihm her-
ausgebracht werden, daß er nirgends eine bleibende Stätte gehabt habe, und daß er aus dem
Schweizerland ins Würrtembergische gekommen sey. Da nun daran gelegen ist, daß die Her-
kunft und der bisherige Lebenswandel dieses Purschs, welcher sich in seinen Aussagen nicht ganz
gleich geblieben ist, und dessen Angaben zum Theil unzusammenhängend sind, zum Theil an sich
als abentheuerlich wenig Glauben verdienen, besser ins Klare gesezt würde: so werden alle Kön.
Behörden aufgesordert, und alle auswärtige Obrigkeiten geziemend ersucht, wenn ihnen von
Umständen, welche hierauf Bezug haben durften, etwas bekannt werden sollce, das Königl.
Sctadtoberamt Stuttgart davon in Kenntniß zu sezen. Nach dem eingeschikten Signalement
ist derselbe ungefähr 5“ 2“ groß, hat braune abgeschnittene Haare, braune Augen und Aug-