Full text: Die Staatsangehörigkeit in den Kolonien

Schlussbetrachtung- 
Es frägt sich, ob wir das auf Grund der angestellten Betrach- 
tungen gewonnene Ergebnis als ein allseitig befriedigendes bezeich- 
nen dürfen. Zweifellos ist, dass die Verpflanzung von mit dem 
Entstehen eines Kulturstaates eng verwachsenen und aus seinen 
speziellen Bedürfnissen herausgeborenen (resetzesbestimmungen, 
die ein so vitales Interesse jeder Nation treffen, auf ein Gebiet, 
wo mit ganz neuen, zum Teil den nationalen nicht unbedingt kon- 
formen Verhältnissen gerechnet werden muss, ihr Bedenkliches hat. 
Allein der moderne Kulturstaat hat andere Aufgaben, als 
sein Gebiet ängstlich abzuschliessen und sich einer Vermehrung 
seines Personenbestandes, wie auch der Aufnahme neuer Gebiete 
zu verschliessen. \Welchen Wert, aber auch welche Gefahren, die 
Aufnahme neuer Elemente in den Staatsverband birgt, beweist 
Nord-Amerika. Der Zutluss frischen germanischen, arischen Blutes 
zum ursprünglichen Ansiedler französischer und englischer Ab- 
kunft hat den Typus des unternehmenden, umsichtigen und tat- 
kräftigen Amerikaners gezeitigt. Die Zufuhr von Negern und Chi- 
nesen hat die traurige Mestizenbevölkerung geschafien, die eine 
permanente Gefahr für die Union bildet '!). 
Die klimatischen Verhältnisse unserer Kolonieen sind aller- 
dings derart, dass eine dauernde intensive Bevölkerung mit weissen 
Ansiedlern freilich in absehbarer Zeit kaum überall zu erwarten 
ist. Das friedliche Zusammenleben mit den Eingeborenen ist schon 
aus diesem politischen Grunde geboten. Um so vorsichtiger sollte 
man mit der Aufnahme dieser Elemente in den engeren Volksver- 
band sein. Eine unzeitgemässe Nachgiebigkeit in dieser Richtung 
müsste sich bitter rächen. Die Engländer, von denen wir, was 
Kolonialpolitik anlangt, nur lernen können, haben mit der Heran- 
1) Amerikanische Antichinesenbewegung. — STORK: S. 638.
	        
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