— 25 —
Aehnliche Momente plötzlicher Entmuthigung ganzer Ab-
theilungen fanden in dem eben erwähnten Treffen bei Hagelberg
auch auf Seite der Franzosen statt. Französische Bataillone,
von gleich neuer Formation wie die preußische Landwehr, hatten
den Berg bei genanntem Dorfe besetzt. Dieselben sahen die
kurmärkischen Bataillone ruhig gegen sich anstürmen; als diese
aber auf 80 bis 100 Schritte an sie herangekommen waren,
fingen sie plötzlich an zu wanken, und wendeten sich dann zur eilig-
sten Flucht. Bekanntlich war eine fast beispiellose Niederlage
der Franzosen die Folge dieses panischen Schreckens.
Fragen wir uns nun, welches wohl der Ausgang der Schlacht
von Dennewitz gewesen sein würde, wenn das letzte Bataillon
des Bülow'schen Armee-Corps, nämlich unser junges Königs-
berger Landwehr-Bataillon, statt auf ebenso junge, zum Theile
schon erschütterte feindliche Abthelilungen zu stoßen, alten erprob-
ten Truppen hätte entgegen geführt werden müssen, und erwägen
wir, daß von dem Auggange einer Schlacht das Schicksal von
Nationen abhängen kann, so wird kaum Jemand den Muth in
sich fühlen, die letzte Sicherheit eines Staates auf eine Heeres-
Organisation gründen zu wollen, welche den Truppen nur die
ebengesehene innere kriegerische Ausbildung der preußischen Land-
wehren vom Jahre 1813 gewähren kann!
Dennoch bleibt es eine unbestrittene Wahrheit, daß die
preußische Landwehr schon in dem Jahre 1813 relativ Ausge-
zeichnetes geleistet hat, und es kann ihr nicht zur Unehre ge-
reichen, wenn in einzelnen Fällen durch ihre mangelhafte Aus-
bildung und Unerfahrenheit der Ausgang des Kampfes gefährdet
wurde. Wir haben aus gleichen Ursachen die nämlichen Er-
scheinungen auf französischer Seite gesehen, und werden sie überall
unter ähnlichen Verhältnissen wieder finden.
Uebrigens hatte die preußische Landwehr, sowie alle deutschen
Heere in jener ewig denkwürdigen Periode vor den ebenso jungen
französischen Truppen den Vortheil voraus, daß die Sache, für
welche sie focht, eine tief empfundene, höhere und edlere als die