Full text: Betrachtungen über des Freiherrn von Closen Schrift: Die Armee als militärische Bildungsanstalt der Nation mit besonderer Rücksicht auf Bayern

VIII. 
Wenden wir nun den Blick auf unsere gegenwärtig in 
Bayern bestehende Kriegs-Verfassung, so sehen wir die Linien- 
Armee ihre Stärke neben dem freiwilligen Zugange aus einer 
gesetzlichen Verpflichtung der männlichen Jugend zu einem sechs- 
fährigen Kriegsdienste in der Art schspfen, daß der Jüngling 
nach vollendetem 21fsten Lebensjahre durch das Loos zum Dienste 
berufen wird, ihm jedoch das Recht einen Ersatzmann zu stellen 
eingeräumt ist. Innerhalb dieser 6jährigen Dienstzeit findet Be- 
mlaubung der dienenden Mannschaft statt, soweit es ihre Aus- 
bildung und die Bedürfnisse des Garnisonsdienstes gestatten. 
Zum Waffendienste in der Landwehr, deren Thätigkeit zur 
Zeit gesetzlich auf den Umfang der bayerischen Landesgränzen 
bestimmt ist, sind alle ledigen, im Heere nicht eingereihten, oder 
aus demselben beabschiedeten Männer vom 2lsten bis zum 40sten 
Lebensjahre verbunden. Diese Wehrkräfte entbehren aber, wie 
gesagt, zur Zeit einer festen Organisation, wurden jedoch in den 
Befreiungskriegen zur Aufstellung der mobilen Legionsbataillone 2c. 
benützt, welche damals ihre Aufgabe ebenso ehrenvoll als die 
preußische Landwehr gelöst haben. 
Zunächst beruht also gegenwärtig die Wehrkraft des Landes 
auf dem Linien= Heere, dessen Organtisation durch die jängsten 
Ereignisse einer ernsten Prüfung unterstellt wurde. 
Auf das Gebot des Königs haben wir vor wenigen Mo- 
naten ein von ächt kriegerischem Geiste beseeltes Heer in einer 
Gesammtstärke von 80,000 Mann unter den Waffen erblickt. 
Ein Theil dieser Kriegsmacht stand in der kürzesten Zeit nach 
dem erlassenen Marschbefehle mit allen Kriegsmitteln vollständig 
ausgerüstet an der Nordgränze des Landes in zwei Armee-Corps 
aufgestellt, während der übrige Theil in den verschiedenen Fest- 
nugen und den größeren Städten des Landes den Besatzungs- 
dieust gab. 
In diesem Heere waltete eine festgegliederte Hierarchte in 
läugst geübten Funktionen. Ein festes Vertrauen kettete die Un- 
tergebenen an die ihnen wohl bekannten Befehlshaber, welche
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.