Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

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Kaufleuten benimmr, wird bald erfahren, daß es oft nicht 
auf so viele Gulden, sondern nur auf wenige Kreuzer 
ankommt, um die Concurrenz ausländischer Waaren aus- 
zuhalten. 
Man hat ferner gesagt, die Luxusartikel sollen mit 
hohen Zöllen belegt werden. Meine Herren! Wenn hohe 
Zolle jemals zu rechtfertigen wären, so wäre es bey den 
Lurusartikeln. Allein wer kann es bestimmen, was Lu- 
rusartikel ist, und was es nicht ist? Manches ist für 
ein Individuum Lurus, was es für den andern nicht ist, 
und manche Waare ist von einem Gesichtspunkt aus Lu- 
rus, und aus einem andern Gesichtspunct dringendes 
Bedäürfniß, z. B. ein Tuch zu 6 fl. die Elle ist für den 
Bauer ein Lurus; für einen hohen Staatödiener hinge- 
gen, überhaupt für Leute aus den übrigen Ständen wäre 
es als kein Lurxus, sondern oft als Geiz zu betrachten. 
Selbst ein Tuch zu 2 fl. oder noch weniger per 
Elle kann Luxus heißen. ODieses beweisen die böhmischen 
Bauern, auch die in mancher baperischen Gegend, welche 
leinene Kittel tragen, und andere, welche statt tucherner 
Mäntel einfache wollene Decken über die Schultern 
werfen. Hie und da tragen die Bauern und auch Geist- 
liche hölzerne Schuhe. Man kdunte also den Gebrauch 
von ledernen Schuhen als Luxus erklären. In einigen 
Gegenden der obern Palz, im Vogtland und in mehreren 
andern Gegenden sind Bauern und arme Leute gewöhnt, 
sich beym Schlafengehen ihrer Hemden zu eutledigen, 
um den Verbrauch der Leinwand zu vermindern. Kdunte 
man es nicht als Lurus erklären, daß wir nicht die 
gleiche Sitte annehmen? 
Ausländische Weine, Zucker und so mancher andere 
Artikel können als Lurus betrachtet werden. Allein sie 
sind unentbehrlich in der Medicin, und die Heilungsmit-
	        
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