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Kaufleuten benimmr, wird bald erfahren, daß es oft nicht
auf so viele Gulden, sondern nur auf wenige Kreuzer
ankommt, um die Concurrenz ausländischer Waaren aus-
zuhalten.
Man hat ferner gesagt, die Luxusartikel sollen mit
hohen Zöllen belegt werden. Meine Herren! Wenn hohe
Zolle jemals zu rechtfertigen wären, so wäre es bey den
Lurusartikeln. Allein wer kann es bestimmen, was Lu-
rusartikel ist, und was es nicht ist? Manches ist für
ein Individuum Lurus, was es für den andern nicht ist,
und manche Waare ist von einem Gesichtspunkt aus Lu-
rus, und aus einem andern Gesichtspunct dringendes
Bedäürfniß, z. B. ein Tuch zu 6 fl. die Elle ist für den
Bauer ein Lurus; für einen hohen Staatödiener hinge-
gen, überhaupt für Leute aus den übrigen Ständen wäre
es als kein Lurxus, sondern oft als Geiz zu betrachten.
Selbst ein Tuch zu 2 fl. oder noch weniger per
Elle kann Luxus heißen. ODieses beweisen die böhmischen
Bauern, auch die in mancher baperischen Gegend, welche
leinene Kittel tragen, und andere, welche statt tucherner
Mäntel einfache wollene Decken über die Schultern
werfen. Hie und da tragen die Bauern und auch Geist-
liche hölzerne Schuhe. Man kdunte also den Gebrauch
von ledernen Schuhen als Luxus erklären. In einigen
Gegenden der obern Palz, im Vogtland und in mehreren
andern Gegenden sind Bauern und arme Leute gewöhnt,
sich beym Schlafengehen ihrer Hemden zu eutledigen,
um den Verbrauch der Leinwand zu vermindern. Kdunte
man es nicht als Lurus erklären, daß wir nicht die
gleiche Sitte annehmen?
Ausländische Weine, Zucker und so mancher andere
Artikel können als Lurus betrachtet werden. Allein sie
sind unentbehrlich in der Medicin, und die Heilungsmit-