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opfert hat; — die feste Grundlage des Gewerbbetriebes,
die sonst in dem idealen Capitale der Realgewerbe bestand,
ist durch die Leichtigkeit, Concessionen zu erhalten, vernichtet
— und die Schwindelep hat sich aller Gewerbsleute un-
ter dem Schutze der neuen Gesetzgebung auf eine Art be-
meistert, die jeden soliden Betrieb zur großen Seltenheit,
ja fast zur Unmdglichkeit macht. — Ich weiß wohl, daß
diese Aeußerung bey vielen in und außer der Kam-
mer als eine Ketzerey gilt, und daß Manche über mich
das Anathema sit ausrufen werden. Allein stets ge-
wohnt, meiner Ueberzeugung zu folgen, würde ich sie aus-
sprechen, und wenn auch der flammende Holzstoß mir
zur Seite stünde. Ich weiß was man mir entgegen
setzen wird. Man wird mich auf die neuen Gewerbe hin-
weisen, die indessen entstanden sind; — ich weise sie da-
gegen auf eben so viele brave Gewerbsleute hin, die
durch dieses Gesetz zu Grunde gegangen sind. — Man be-
rufet sich auf die Moralität, welche durch die von dem
Gesetze ausgehende Beförderung der Verehelichungen befor-
dert werden soll, allein in den Taufregistern konnte ich bis
jetzt noch keine Minderung der unehelichen Kinder sinden,
und gehen Sie in die Wohnungen dieser neu Verehelichten,
so tönt Ihnen oft schon in den Flitterwochen der Schrey des
Jammers und des Elendes aus ihnen entgegen. Mir ist es
selbst schen geschehen, daß dergleichen neu Verehelichte in
meiner Eigenschaft als Regierungedirector zu mir kamen
und mich mit den bittersten Vorwürfen über die ertheilte
Concession und die hieraus erfolgte Heprath bestürmten,
indem sie sagten: wir hätten doch geglaubt, die Regie-
rung sollte klüger seyn als wir, und hätte eine Verbin-
dung nicht zugeben sollen, die nun unser ganzes Unglück
ausmacht. Schweigen will ich übrigens von der durch
dieses Gesetz veranlaßten Mißgunst, Neid, von den Mitteln,
die man sich erlaubt, sich gegenseitig die Kunden zu ent-
ziehen, was alles der Immoralität und dem Laster einen