Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

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opfert hat; — die feste Grundlage des Gewerbbetriebes, 
die sonst in dem idealen Capitale der Realgewerbe bestand, 
ist durch die Leichtigkeit, Concessionen zu erhalten, vernichtet 
— und die Schwindelep hat sich aller Gewerbsleute un- 
ter dem Schutze der neuen Gesetzgebung auf eine Art be- 
meistert, die jeden soliden Betrieb zur großen Seltenheit, 
ja fast zur Unmdglichkeit macht. — Ich weiß wohl, daß 
diese Aeußerung bey vielen in und außer der Kam- 
mer als eine Ketzerey gilt, und daß Manche über mich 
das Anathema sit ausrufen werden. Allein stets ge- 
wohnt, meiner Ueberzeugung zu folgen, würde ich sie aus- 
sprechen, und wenn auch der flammende Holzstoß mir 
zur Seite stünde. Ich weiß was man mir entgegen 
setzen wird. Man wird mich auf die neuen Gewerbe hin- 
weisen, die indessen entstanden sind; — ich weise sie da- 
gegen auf eben so viele brave Gewerbsleute hin, die 
durch dieses Gesetz zu Grunde gegangen sind. — Man be- 
rufet sich auf die Moralität, welche durch die von dem 
Gesetze ausgehende Beförderung der Verehelichungen befor- 
dert werden soll, allein in den Taufregistern konnte ich bis 
jetzt noch keine Minderung der unehelichen Kinder sinden, 
und gehen Sie in die Wohnungen dieser neu Verehelichten, 
so tönt Ihnen oft schon in den Flitterwochen der Schrey des 
Jammers und des Elendes aus ihnen entgegen. Mir ist es 
selbst schen geschehen, daß dergleichen neu Verehelichte in 
meiner Eigenschaft als Regierungedirector zu mir kamen 
und mich mit den bittersten Vorwürfen über die ertheilte 
Concession und die hieraus erfolgte Heprath bestürmten, 
indem sie sagten: wir hätten doch geglaubt, die Regie- 
rung sollte klüger seyn als wir, und hätte eine Verbin- 
dung nicht zugeben sollen, die nun unser ganzes Unglück 
ausmacht. Schweigen will ich übrigens von der durch 
dieses Gesetz veranlaßten Mißgunst, Neid, von den Mitteln, 
die man sich erlaubt, sich gegenseitig die Kunden zu ent- 
ziehen, was alles der Immoralität und dem Laster einen
	        
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