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reichen Spielraum öffnet. — Man wird mich endlich
hinweisen auf Frankreich, wo das Spstem der Ge-
werbsfrepheit in seiner vollsten Ausdehnung besteht, und
diese sich in ihrer herrlichsten Blüthe befinden. — Allein
dieses System bestehet dort erst 50 bis 40 Jahre, und
es ist erst zu erwarten, welche Folgen es noch herbey-
führen wird. Ich weise Sie dagegen auf ein Land hin-
wo das gleiche System schon seit Jahrhunderten eristirt;
ich meine Iralien, und versichere Sie, daß in keinem
Lande die Gewerbe, in keinem Lande die Gewerböge-
nossen in einem elenderen Zustande sich befinden. Was
sich dort von guten Meistern befindet, sind entweder aus
solchen Ländern, wo das Gewerbe noch zunftmäßig betrie-
ben wird, oder haben es dort erlernt, die meisten aber
schmachten im größten Elende. Ja die vielen Ränbereyen,
die dieses schöne Land quälen, rühren zum Theil von die-
sem Spsteme her. Sie werden nicht etwa von Vaga-
bunden oder heimathlosen Leuten betrieben, — nein ange-
sassene Männer, Gewerbsleute in den kleinern Städten
sind häufig mit in diesen Banden, um auf diese Weise
die Ergänzung des Nahrungsstandes zu finden, den ein
verfehltes Gewerbösysten ihnen verkümmert. Gott gebe,
daß nicht bey uns auch einmal diese Art der Ergänzung
des Nahrungsstandes Wurzel fasse und um sich greife. —
Bey solchen Verhältnissen und bey den geringen Aus-
sichten auf die Aenderung des Zustandes in Ansehung
der Gewerbe müssen wir es daher mit Freude sehen, wenn
die Regierung wenigstens Schutz gegen die äußern Feinde
gibt. Dieses ist zum Theil in dem vorgelegten Zolltarif
von 1820 geschehen; laßen sie ihn uns von diesem Ge-
sichtspuncte aus mit aller Umsicht berathen, und mit Dank
erkennen, daß uns die Regierung in ihm einem Balsam
gibt, durch den sie mit der einen Hand die Wunden
heilt, die sie wit der anderen geschlagen hat. —