Full text: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1)

86 Die militärische Lage Europas 
vorgesehen und ausgearbeitet, die den neuen Verhältnissen Rechnung trug 
und sofort in Vollzug gesetzt werden konnte. 
Frankreich hatte also offenbar den militärischen Zwang nicht verkannt, 
unter dem Deutschland handeln mußte, wenn es mit Aussicht auf Erfolg im 
Westen angriffsweise verfahren wollte. Es erschien aber der Regierung der 
französischen Republik politisch lug, offene Gegenmaßnahmen gegen einen 
Ourchbruch der Deutschen durch Belgien erst dann zu treffen, wenn der 
Gegner eine vollendete Tatsache geschaffen hatte (3). 
In diesem Augenblick trat die Abänderung des Aufmarsches in Kraft. 
Die 5. Armee wurde nach links gezogen und rückte an der belgischen Grenze 
auf die Höhe von Fourmies, zwei Korps der 2. Armee wurden von Nanch 
nach Mézieres und Hirson gestellt, wohin die noch unterwegs befindlichen 
afrikanischen Divisionen den kürzesten Weg nahmen, und eine in den Gebiets- 
winkel von Givet vorgeschobene Kavalleriedivision drang sofort in belgisch 
Luxemburg ein, um die Verbindung mit den Belgiern und die Fühlung mit 
dem Feinde aufzunehmen. In die zwischen der 5. und 3. Armee entstandene 
Lücke trat zwanglos die zurückgehaltene 4. Armee und schloß die verlängerte 
Angriffsfrone, in der nun der 2. Armce auch noch der Abschnitt Verdun 
zuerteilt wurde. 
Es war ein Aufmarschplan mie doppeltem Boden, der sich auf dem 
Dapier vortrefflich ausnahm. Die 1. französische Armee wurde von General 
Oubail, die 2. Armee von General de Castelnau, die 3. Armee von General 
ARuffey, die 4. von General de Langle de Cary und die 5. Armee von General 
Lanrezac befebligt. General Pau trat dem Generalissimus Joffre als 
Helfer zur Seite. 
Angesichts der deutschen Offensive durch Belgien marschierten die fran. 
zösischen Armeen nach der Bariante des Feldzugsplans auf. 
Oie 1. Armee, die die Linie Montbéliard—Lunkville besechte, umfaßte 
das VII., XIV., XXlI., XIII. und VIII. Korps und die 8. Kavallerie. 
division nebst einigen Reservedivisionen. 
Die 2. Armee, die von Lunkville bis Pont-à Mousson Stand faßte und 
durch ihre starke Tiefengliederung als Sétoßgruppe gekennzeichnet war, 
umfaßte das XVI., XV., XX. und IX. Korps, drei Reservedivisionen und 
zwei Kavalleriedivisionen. 
Die 3. Armee marschierte zwischen der Mosel und Audun auf und 
umfaßte das IV., V. und VI. Korps, drei Reservedivisionen und die 
7. Kavalleriedivision. 
Die 4. Armee, die nach Norden verschoben worden war, bestand aus 
dem II., XII. und XVII. Korps und dem Kolonialkorps. 
Die 5. Armee, die gegen die Sambre vorrückte, umfaßte das I., III., 
X. und später das XVIII. Korps, die marokkanische Division und zwei 
Kavalleriedivisionen.
	        
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