Full text: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1)

132 Der Feldzug im Westen bis zum 15. September 1914 
schanze des Donon bis zum letzten Mann zu verteidigen. Eine Division 
des eisernen XXI. Korps war mit dieser wichtigen Aufgabe betraut. 
In der ersten Frühe des 22. August begann der entscheidende Kampf 
um die alte Druidenstätte. Schwere deutsche Haubigzen schleuderten ihre 
Eisenhüte zwischen die Felskanzeln, daß rote Erdfahnen über die Wald. 
bäume stiegen und die Gesteinstrümmer auf die Stürmer in den Brombeer. 
ranken herabprasselten. Am 6 Uhr trat eine Brigade zum Sturm an und 
rang sich durch den zerwühlten Wald den Hang hbinauf. Jeder Fußbreit 
mußte erkauft werden, und der ganze Tag ging bin im blutigen Streit. 
Mit dem lehten Hauch wurde gegen Abend unter Hurraruf und Trommel. 
schlag die Felsenkuppe im Handgemenge erstürmt. 
Auch im Weilertal war der deutsche Angriff vorgetragen und die Paß. 
höhe ob Markirch erreicht worden. In den Morgenstunden des 21. August 
fiel die Entscheidung. Die Franzosen wurden auf der Höhe von Wanzel 
angegriffen und in schweren Gefechten über Leberau und Musloch— 
St. Kreuz zurückgeworfen. Am 1 Uhr zogen sie über die Paßhöhe ab. Würt. 
tembergische Landwehr trug hier Last und Erfolg des Tages. 
VBom ODonon bis zum Col du Bonhomme wichen die Franzosen hinter 
den Grenzkamm. General Dubail setzte den Rückzug unter ständigen Ge- 
fechten auf den Oberlauf der Meurthe und die Mortagne fort und gab selbst 
St. Die preis, das am Abend des 27. August von der 26. Reservedivision 
genommen wurde. 
Die Schlacht bei Saarburg und die Waldgefechte am Donon brannten 
in stehenden Kämpfen vor der Trouse de Charmes fort, aus der die fran- 
zösischen Armeen am 17. August mit lebhaftem Schwung bervorgetreten 
waren, um in strategischer Verbindung mit der Belforter Stoßgruppe den 
linken Flügel und die linke Mirte der Deutschen anzugreifen und aufzureißen. 
Der taktische Erfolg hatte ihnen nur an der Burgunderpforte gelächelt. 
Es war ein trügendes Lächeln, denn dort standen die bei Mülhausen ver. 
sammelten Kräfte schon am 22. August einsam auf verlorenem Dosten. Sie 
waren aus dem großen Spiel gefallen und jedem Angriff preisgegeben. 
Wären sie in Loehringen eingeseczt worden, so hätten sie Castelnaus Schicksal 
vielleicht wenden könmnen. 
Die Kämpfe bei Saarburg und am Donon hatten als Parallelschlacht 
zu einem Abringen der Kräfte geführt, in dem die Deutschen Sieger ge- 
blieben waren. Die Ausführung des deutschen Schlachtplanes hatte die Am- 
fassung des linken Flügels Castelnaus von Meg her und die Abdrängung 
des Feindes von seiner Hauptrückzugslinie nicht wahr gemacht. Hier wie 
bei Mülhausen war das „Drauf“ der Ausreifung des operativen Gedankens 
hinderlich gewesen. Das kam dem Gegner zugute, der den Rückzug in 
seine Grundstellung bewerkstelligen konnte, aber seinen strategischen Plan auf 
der Cothringer Hochebene und in den Vogesentälern zugrunde gehen sah.
	        
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