Full text: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1)

Vorwort XV 
stabsberichte aller Parteien und einer methodischen Verwertung der deutschen 
Verlustlisten, über die ich im Quellenverzeichnis Auskunft gebe, meist 
belgischen, englischen und französischen Quellen, die im Osten meist deutschen 
und ssterreichischen Nachrichten, die sämtlich kritisch betrachtet und verwertet 
worden sind. Es sei ausdrücklich bemerkt, daß für alle Vorgänge Belege 
nachgewiesen werden können, während die allgemeinen Betrachtungen und 
die strategischen Verknüpfungen vom Verfasser hineingetragen wurden, der 
sich bemüht hat, das Werk Zeile für Zeile so zu gestalten, daß der gewaltige 
Krieg als ein großes Ganzes erscheint. 
Wenn man sich nicht auf eine Ubersicht beschränken wollte, so war 
dem Scoff nur durch darstellendes Nachschaffen der Ereignisse und eine 
bestimmte Okonomie beizukommen, und ich nehme an, daß das Werk aus 
drei oder vier Bänden bestehen wird, deren erster am 21. September 1915 
vollendet worden ist. Da es erst heute möglich war, die Freigabe dieses 
Bandes in Deutschland zu erlangen, ohne daß Streichungen oder Ande- 
rungen zugestanden werden mußten, so war ich wiederbolt genötigt, Nach- 
träge anzubringen und #berarbeitungen vorzunehmen, an der Auffassung 
habe ich nichts geändert. 
Es ist die persönliche, jedem fremden Einfluß entzogene Arbeit eines 
Schriftstellers, der als Bürger eines neutralen Landes in der Lage war, alle 
erreichbaren Quellen gleichmäßig zu benützen. Da von einer Stelle, die keinen 
Einblick in meine Tätigkeit hat, behauptet worden ist, daß ich mich in meinen 
Betrachtungen im „Bund“" auf Mitteilungen des deutschen Generalstabes 
stiltte, so sei auch hier ausdrücklich und ehrenwörtlich festgestellt, daß daran 
nichts wahr ist. Mich verbinden mit dem deutschen Generalstab keine 
anderen Beziehungen als das eingehende Studium der von ihm heraus. 
gegebenen kriegswissenschaftlichen Literatur, und wenn es mir im Laufe des 
Krieges gegeben war, im Rahmen der Zurückhaltung, die sich ein neutraler 
Beobachter auferlegen muß, zuweilen strategische Absichten und die Ent. 
wicklung der Operationen zu deuten, so ist das wohl mit auf diese Belesen- 
heit zurückzuführen. 
Auf neutralem Boden entstanden, sucht das Werk, dessen ersten Band 
ich mit dem Bewußtsein seiner Unfertigkeit aus der Hand gebe, die ge- 
schichtliche Wahrheit zu erkennen, wie ich sie sehe, vielleicht subjektiv im 
Ergebnis, aber objektiv im Bestreben.“) 
Das gilt sowohl von der kurzen historisch-politischen Einleitung als 
auch von der umfassenden Schilderung und Betrachtung der Feldzüge, 
die den eigentlichen Gegenskand des Werkes bilden. Die beigegebenen 
Karten verfolgen den Zweck, die großen Bewegungen und Schlachten 
*) Man erinnere sich an den Ausspruch des Hislorikers Ludwig Häusser: „Oer 
Leser ist berechtigt, von dem Geschichtschreiber Ergebnisse eigener Anschauung zu 
sordern, da ohne Subjektivität die Geschichte eine Chronik bleibk.“
	        
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