Full text: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1)

Die Schlacht bei Mons und Charleroi 143 
Caktik im Nahgefecht und glaubte sich durch Namur und die nach Dinant vor- 
geschobene Division Bouttegourd gegen jede Bedrohung seiner rechten Flanke 
genügend gesichert zu haben. Er sollte rasch eines anderen belehrt werden. 
Generaloberst v. Bülow führte seine Infanterie am Morgen des 22. August 
nach wirksamer Entfaltung der schweren Batterien gegen die Sambre vor. 
Das VII. Armeekorps griff den linken Flügel der 5. französischen Armee bei 
eéronnes und St. Pierre ösllich von Mons an und warf ihn über Vinche auf 
La Buissiere und Über Anderlues und Lobbes auf Thuin. Lanrezacs III. Korps 
wich über die Sambre nach Süden. Das X. NReservearmeekorps und das 
X. Hinienkorps wurden zum Angriff auf die französische Mittelstellung und 
Charleroi befohlen. Das Reservekorps als rechte Mitte ging über Mon- 
tignies und Charleroi, das aktive Korps als linke Mitte über Fleurus auf 
Farciennes und Tamines vor. Das Gardekorps war am linken Flügel west. 
lich von Namur aufmarschiert und erzwang den #bergang über die Sambre 
bei Auvelais. Konzentrisch zeigten die deutschen Angriffspfeile auf Nalinncs 
und Gerpinnes in der Richtung DPbilippeville und wiesen dem Feind den 
Rückzug nach Süden. 
Lange und am erbittertsten wurde um Charleroi und Farciennes ge- 
kämpft. Hier warfen die Franzosen ihre besten Regimenter ins Treffen. 
Bei Farciennes schlugen sich Zuaven bis zur Bernichtung. Auch die Oirail. 
leure der marokkanischen Division lämpften mit dem wilden Mut, den ihre 
Bluesbrüder bei Weißenburg und #örth bewährt hatten, und machten der 
preußischen Garde den Abergang über die Sambre in Gegenangriffen streitig, 
die bis zum Kampf mit der blanken Waffe durchgeführt wurden. Das 
I. Korps ließ die Hälfte seines Bestandes auf der Walstate. Aber die über- 
legene Leitung und der stärkere Wille der Deutschen machten sich gebieterisch 
geltend. Der linke Flügel, dessen Flanke durch den Rückzug der Engländer 
entblößt war, kam zuerst ins Wanken, und als das Gardekorps bei Auvelais 
den Abergang erzwungen hatte und auf Mettet und Biesme durchstieß, 
das X. Korps Gerpinnes gewann und im Werein mit dem X. Reservekorps 
nach schwerem, wechselvollem Kampf den letzten Widerstand zwischen den 
Schlackenhalden von Charleroi und Montignies gebrochen hatte, war die 
Schlacht verloren. Noch zögerte General Lanrezac, den Befehl zum Kückzug 
zu geben. Der tüchtige Taktiker weigerte sich, wie Mac Mahon bei Wörth, 
den Schicksalsspruch anzuerkennen, und warf seine Afrikaner immer wieder 
ins Feuer. Da erreichte ihn die Meldung vom Jusammenbruch seines 
III. Korps und kurz darauf die Nachricht vom TAbergang der Deutschen über 
die Maas. Seine Flankengruppe war bei Dinant zerschlagen worden, Namur 
so gut wie gefallen. Auf beiden Flügeln umfaßt, in der Mitte durch- 
brochen, war die 5. Armee der Wernichtung preisgegeben, wenn sie nicht 
in vollem Lauf gen Süden entwich. Die Masse des Heeres strömte 
daher in fluchtähnlicher, durch die Umstände gebotener Eile auf Chimay
	        
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