Full text: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1)

Die Schlacht an der belgischen Maas 145 
Oort stießen nach rechts ausholende Batterien und Husaren auf die 4. bel- 
gische Division, die sich von dem eroberten Namur nach Süden durchschlagen 
wollte. Sie wurde zwischen Bioul und Arbre überrascht und beschossen und 
streckte zum Teil die Waffen. Nur 10000 Mann entlamen und wurden auf 
mwegen über Ostende nach Antwerpen gebracht. Links anschließend focht 
das XII. Armeekorps, dessen 32. Division den Lbergang bei Houx erzwang, 
während die 23. Division Dinant erstürmie. Auf dem linlen Flügel trug 
das XIX. Armeekorps den Angriff gegen Givet und Fumay vor. 
Die schwere deutsche Artillerie tat gegen die Höhenstellungen, von 
denen die Franzosen die Ufer mit Feuerwellen überschütteten, erstaun- 
liche Wirkung. Donnernd rollten die Felswände das Echo zurück, wenn die 
Sprenggeschosse die Gesteinstrümmer nach allen Seiten schleuderten. Auf 
Brückenkähnen und Notstegen ging die Armee Hausen nördlich und südlich 
von Dinant über den Fluß und rang sich in blutigen Waldgefechten zu den 
Höhen empor, die am 15. August das erste Blut getrunken hatten. Das 
bochgebaute Dinant mie seinen veralteten Festungswerken leistete verzweifelten 
Widerstand und mußte im Straßenkampf Haus für Haus genommen werden. 
Die Franzosen hatten sich besonders in den Steinbrüchen eingenistet und 
wehrten sich mit außerordenclicher Zähigleit. Sie wußten, daß sie Lanrezacs 
verwundbarste Flanke deckten. 
Als die deutschen Truppen die Höhenränder erkämpft hatten, setzte die 
Division Bouttegourd nach gutem französischem Brauch zu starken Gegen- 
angriffen an, um die ermatteten, vom Gepäck erdrückten Stürmer wieder in 
die Maas zu werfen. Obgleich die deutsche Artillerie noch auf dem rechten 
UAfer der Maas zurückgeblieben war und nur unvollkommen in diese neue 
Entwicklung des Gefechtes eingreifen konnte, hielt die Infanterie die er- 
oberten Stellungen, ungeachtet schwerer Berluste durch die französische Feld- 
artillerie, unerschücterlich fest. Alle Gegenangriffe brachen sich an den elasti- 
schen deutschen Linien. Flankenfeuer deutscher Maschinengewehre legte ganze 
Kompagnien der Franzosen in die reisen Kornfelder, durch die sie im Abend- 
schein des heißen Sommertages mit lechtem Elan vorstürmten. Ihre DTapfer. 
keit war umsonst. Als die Dunkelheit herabsank, hatte die 3. deutsche 
Armee das linke Maasufer und die Höhen zu beiden Seiten von Dinant 
endgültig erstritten. In der Nacht schlugen Pioniere Kolonnenbrücken, über 
die schon am nächsten Morgen Artillerie und Troß vorrückten. Dinant 
lag als ausgebraunte Trümmerstätte am Wege. Die Dioision Boutte- 
gourd war vollskändig außer Gefecht geseht. Nascher als sie wich die 
7. Division, die als selbständige Gruppe zwischen Givet und Fumay auf- 
gestellt war und beim ersten Anprall von einer Panik fortgerissen wurde. 
Nur ein einzelnes Jägerbataillon hielt noch stand, um den Rückzug zu decken, 
und bereitete dem rechten Flügel der 4. deutschen Armee, die auf dem linken 
Maasufer im Vordringen war, bei Haybes einen Feuerüberfall. 
Gtegemaonns Geschichte ds Krieges. I. 10
	        
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