146 Der Feldzug im Westen bis zum 15. September 1914
Im Gefecht bei Haybes verflochten sich die Schlachthandlungen rechts
der Maas mit denen links des Flusses. Hier greift die Schlacht, die die
4. deutsche Armee der 4. französischen Armee vom 22. bis 24. August an
der Semois lieferte, zu der Schlacht hinüber, die die Armee Lanrezac
zwischen Charleroi und Givek auskämpfte.
General Joffre hatte zu spät erkannt, daß eine Lücke zwischen der Masse
der 5. und der 4. Armce klaffte, als er seine Armeen nach Belgien in Be.
wegung setzte. Er wußte nicht, daß die Armee Hausen stark genug war,
Lanrezacs Flankenschuh aus seinen Felsenskellungen hinter der Maas zu
werfen und in die Bresche einzudringen. Dagegen sah er den Vormarsch
der Armee de Langle de Cary allzu langsam gedeihen und trothdem allzu
rasch in eine unglückliche Schlacht münden.
Die Armee Lanrezac war am 24. August von einer Verlegung ihrer
Rückzugslinie über Rocroi bedroht, wenn die von Dinant nachstoßenden
Sachsen und der rechte Flügel des Herzogs Albrecht von Würctemberg ihre
Vereinigung bei Rocroi auf dem linken Maasufer vollzogen. Aus dieser
Not rettete die Armee Lanrezac das Gefecht bei Haybes. Das Jäger-
bataillon, das neun Tage in Renwez gelagert hatte, ohne Verwendung zu
finden, wurde in Kraftwagen herangeholt und bahnte sich durch fliehende
Druppen den Weg über RNocroi nach Haybes. Bon Fumay und Givet
tönte Kanonendonner, als die Jäger die Felsenkanzeln des linken Tfers
erkletterten. Sie sahen unter sich die Maas fließen, sahen drüben starke
deuesche Kolonnen im Anmarsch. Es war ein taubeperlter Morgen und
günstiges Licht. Gleich darauf fegten die Feuerwellen der französischen
Schüten vom Felsenhang. ODie ODeutschen spürten die Aberraschung, faßten
sich jedoch rasch und brachten eine Bakterie in Stellung, die troh herber WVer-
luste den Felsenhorst der Chasseurs mit Füllkugeln überschüteete. Nach zwei
Stunden wurden die Jäger durch eine Umfassung ihres linken Flügels zu
hastigem Rückzug gezwungen. Aber diese wenigen Stunden hatten genügt,
der Spigenbrigade des I. Korps die nötige Zeik zum Anmarsch zu sichern.
Sie kam unter der Führung des Generals Pétain von Charleroi her, war
üÜbel zerschlagen, hatte aber ihre feste Haltung bewahrt und traf bei Le Mesnil
auf die zurlickgehenden Jäger, ohne die sie an dieser Stelle auf deutsche Ver-
folgungstruppen gestoßen wäre. So gering war der Vorsprung, so schmal
der Naum, der Lanrezacs I. Korps vor dem Verderben rettete.
Ooch noch war die Lücke, die zwischen der Armee de Langle und der
Armee Lanrezac geklafft hatte, nicht geschlossen. Die Verfolgung wälzke
sich immer noch von Nordwesten, Norden und Nordosten drohend heran
und spülte vereinzelte Regimenter, die ohne höheren Befehl zum Gegenstoß
Übergingen, glatt hbinweg. Die Durchbrechung der französischen Mitte
zwischen der Oise, auf die French und Lanrezac, und dem Maasabschnitt,
Mczieres—Stenay, auf den de Langle und Ruffey zurückgeworfen worden