Die Schlacht an der Semois 147
waren, war noch nicht verriegelt. Dazu bedurfte es einer besonderen Kampf-
gruppe unter selbständiger Leitung und stärkerer und frischerer Kräfte, als
Joffre am 24. August zur Verfügung standen. Die Sachsen stießen indes
Überall auf Widerstand Versprengter und schwächerer Nachhuten, die sich
geschickt schlugen. Auch die links von ihnen vorstrebende 4. Armee sah sich
gezwungen, dem Vormarsch mit Gewalt Bahn zu brechen, obwohl sie die
Armee de Langle in zweitägiger Schlacht zwischen Givet und Arlon mit
Nachdruck geschlagen hatte.
Die Schlacht an der Semois
Die 4. deutsche Armee war auf dem Vormarsch durch die belgischen
Ardennen schon am 22. August auf die Armee de Langle de Cary gestoßen,
die den Semoisfluß in breiter Front überschritten und den Angriff troß
starker Fronthindernisse schwungvoll vorgetragen hatte. Es war ein unüber-
sichtliches, vielfach durchschnittenes Gelände, in dem die beiden Armeen sich
einander näherten. Dichte Gehölze bedecken die Hügelwellen und launische
Bachläufe winden sich durch umbuschte Täler. Den straff gegliederten, festin der
Hand der Führer liegenden deutschen Truppen wurde dieses Gelände weniger
gefährlich als den lockeren französischen Verbänden, die nicht zielsicher bewegt
wurden und der Führung schon auf dem Vormarsch eneglitten. Und doch
hing alles davon ab, daß die 4. franzssische Armee weit genug nach Norden
gelangte, um die Wälder von St. Hubert vor dem Feinde zu durchschreiten
und ihm den Aufstieg aus dem Tal der Ourthe zu verwehren. Die Armee
de Langle kam nicht so weit. Sie hatte noch nicht ein Dritctel des Weges
zurückgelegt, als sie schon auf die 4. deutsche Armee stieß und auf der Cinie
Gedinne—Maissin in schwere Kämpfe verwickelt wurde. Angriff und Gegen-
angriff trafen aufeinander. Die Franzosen waren nicht imstande, sich richtig
zu entwickeln. Ihre WVorstöße fingen sich in den natürlichen Hindernissen,
ihre Artillerie war in dem verwickelten fremden Gelände nicht fäbig, ihr
vorzlliches Geschütz auszunützen und die Infanterie genügend zu unterstützen.
Schon am Abend des 22. August war der französische Angriff gebrochen.
Dicke Kolonnen gerieten ins Feuer deutscher Maschinengewehre und fielen
wie die Schwaden unter der Sense.
Am 23. August ging die Armee des Herzogs von Württemberg auf
der ganzen Linie zum Angriff vor und schob ihren rechten Flügel zur Um-
fassung über Gedinne hinaus. Der Angriff des am rechten Flügel stehenden
VIII. Armeekorps richtete sich gegen den Abschnitt Gedinne—WGiewre und
erreichte Haudremont. Rechts die 16., links die 15. Division, warf das
rheinische Korps den linken Flügel der Franzosen in südlicher Richtung auf
den tiefeingeschnittenen, vielgewundenen Semoisfluß zurück. Die Hessen,