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Die Schlacht bei Le Cateau und Landrecies
Marschall French brachte sein I. Korps bei Landrecies auf dem rechten
Elügel, das II. Korps bei Le Cateau in Stellung und wies eine erst vor
zwei Tagen in Le Havre ausgeschiffte Ersatdivision an, bei Cambrai und
Seranvillers die linke Flanke zu decken. Die englische Reiterei und das fran-
zösische Kavalleriekorps Sordet waren schon zu sehr geschwächt und er-
schspft, um dem Marschall noch von großem Nutzen zu sein. Wie es zu
seiner Rechten skand, wo die Armee Lanrezac neuen Stand suchte, wußte er
nicht. Doch überzeugte er sich schon am Abend des 25. August, daß seines
Bleibens in der Linie Cambrai—Landrecies nicht warzer beschloß, den Rückzug
am frühen Morgen fortzusetzen. Aber die Armee Kluck war schneller als dieser
Gedanke. Die Briten sollten die paar Stunden NRuhe, die ihnen der Marschall
gönnen wollte, nicht genießen. Der Feind nahm auf die Wünsche des braven,
aber nicht gern gehehten Expeditionskorps keine Rücksicht. Zehn Uhr schlug's
von der Kirche zu Candrecies, in deren Gruftkapelle der Marschall Clarke,
Herzog von Feltre, begraben liege, und die englischen Truppen waren kaum
untergebracht, da brach Klucks IX. Korps aus dem Walde von Mormal,
den es im Gewaltmarsch durchquert hatte, und griff ohne Federlesen an.
Daraus wurde ein Nachtgefecht mit allen seinen Schrecken und Berlusten.
Oie deutsche Spigenbrigade gerict im Straßenkampf in heftiges Maschinen-
gewehrfeuer und blutete stark, aber der rücksicheslose Angriff warf die Eng-
länder aus allen Stellungen.
Zwei französische Reservedivisionen, die endlich den Anschluß an die
Armee French gefunden hatten, deckten den Rückzug, der sich im nächtlichen
Dunkel bald in Flucht verwandelte. In Auflösung eilte Frenchs rechter
Flügel auf Wassignies in der Richtung Ste. Quenein zurück. Bei Etreux
setzte sich ihre Nachhut noch einmal, wurde vom Reserveinfanterieregiment
Nr. 73 und anderen gefaßt und fiel ihrem Angriff zum Opfer.
Das II. Britenkorps war bei Le Cateau—Cambrai zur Ruhe gegangen
und erhielt die Nachricht vom Dberfall und der Flucht des I. Korps erst, als es
zu spät war, ohne Kampf nach Süden zu entweichen. Es wurde im Morgen-
grauen des 26. August angegriffen. Bon den Dommern und dem IV. Re-
servekorps von vorn und in der linken Flanke gepacke, kämpfte es von Anfang
an nur noch, um Zeit zum Rückzug zu gewinnen. Seine Artillerie tat ihr
äußerstes und hielt vielfach ohne Bedeckung bis zum lechten Mann stand.
Englische und französische Kavallerieregimenter, die sich kaum noch im
Sattel halten konnten, stellten sich der deutschen Heereskavallerie entgegen,
wurden jedoch von den Reitern Marwitens und Nichthofens aus dem
Wege gefegt. Mit Mühe gelang es der Masse der Engländer, sich aus dem
Kampfe zu lösen. Oie bei Seranvillers aufmarschierte frische englische Division
wurde vom IV. Reservekorps erst nach hartnäckigem Widerstand aus dem