194 Der Feldzug im Westen bis zum 15. September 1914
der Erreichung der Flußlinie bewenden und scheute die Fortsetzung des Angriffs
auf die Verteidigungsstellung von Montolivet.
Dicht vor ihr nächtigten die deutschen Korps zwischen den Läufen
der beiden Morinflüsse und bielten die Spieße hoch. Sie brannten darauf,
den Kampf zwischen Rebais und Montmirail zu erneuern. Die Verbindung
mit den am Ourcgq fechtenden Korps war durch die südwestlich Rebais stehenden
Kavalleriekorps infolge der Verkürzung der Linie und der Halbschwenkung
nach Südwesten sichergestellt.
Es kam indes nur noch zu langsam brennenden Gefechten, bis sich an
die Zuricknahme in eine gesicherte Stellung mit Fronte nach Süiden und
Südwesten ein neuer Zückmarsch schloß, der die beiden deutschen Korps
weiter nach Norden rief. Hatten sie zwischen Rebais und Montmirail
eine Stellung innegehabt, die ihnen ein Flankenmanöver gegen die Engländer
ermöglicht hätte, so bedeutete ihr Rückzug Hinter die Marne die Aufgabe
der Schlacht. Ihre Nachhuten überschritten in der Nacht auf den 10. Sep-
tember zwischen Charly und Chézy unter leichten Gefechten mit den Eng-
ländern die Marne und zogen binter der eisernen Fronk der am Ourc siegreich
kämpfenden Brüderkorps zur Vorbereitung einer befestigten Stellung an der
Aisne nach Nordosten. Nördlich von Beg schwenkten lleine Teile nach
Westen, um bei Bargny, Gondreville und Crépy-en-Balois die letzten Um-
fassungsversuche Maunourys in der NRichtung auf Willers-Cotterets ver-
eiteln zu helfen und beugten ihn dort noch einmal unter das Gesetz.
Die Kämpfe bei Montmirail—Sezanne
Die 2. deutsche Armee war am 7. September nicht vollständig ins
Gesecht gekommen. Die Meldung Klucks vom 6. September, daß er in
der Flanke angefallen sei, hatte den Führer der 2. Armee nicht veranlaßt,
den Vormarsch einzustellen, da er die durch die Kehrtschwenkung des II.
und IV. Korps entstandene Lücke von der Kavallerie ausgefüllt sab. Selbst
die Jurücknahme des III. und IX. Korps auf die Hochfläche sübwestlich
von Montmirail war kein Grund, die Schlacht abzubrechen, denn diese
Stellung entsprach der Sachlage. Maubeuge stand vor dem Fall, und dieser
machte das VII. Reservekorps frei, und außerdem waren Verstärkungen aus
Lothringen im Anmarsche auf die Aisne. Dort war das XV. Korps der
7. Armee v. Heeringen im Aufmarsch begriffen, das von der obersten Heeres-
leitung aus den Vogesen und dem Werband der 7. Armee herausgelöst
worden war. Es sollte dem Nordheere als strategische Reserve dienen, deren
man seit der Ablenkung verschiedener Korps nach Osten entbehrt hatte. In
Würdigung dieser Umstände nahm Generaloberst v. Bülow, troh der Um-
fassung, von der Kluck bedroht war, und der daraus entskandenen Rückdrehung