196 Der Feldzug im Westen bis zum 15. September 1914
WVor der preußischen Garde, die links von dem X. Korps vorging,
breiteten sich die Sümpfe des Petit Morin. Stechmücken summten zu
Tausenden über den „marais de St. Gond"“ und schweres Feuer der fran-
zösischen 75.mm.Geschütze lag darauf, als das Gardekorps zum Angriff
schritt. Fast ebene Fläche und nur (trügerische Deckung von Erlengebülsch
und gelbem, in der Sommerhitze vertrocknetem Schilf, Gewitterstimmung,
die Regen verhieß — und gegenüber auf der Hochfläche von Sezanne und
auf den Hügeln westlich von La Fere Champenoise der rechte Flügel der
9. französischen Armee Foch in der Stärke von fünf Divisionen schußbereit!
Die Erinnerung an den Kampf der preußischen Garde bei St. Privat.
La Montagne steigt herauf.
General Foch hatte die natürliche Stärke seiner Stellung besser aus.
niltzen können als Marschall Canrobert am 18. August 1870. Reich mit
Artillerie und Genietruppen versehen und schon seit einigen Tagen mit seiner
Aufgabe vertraut, war er darangegangen, zwischen Sézanne und Meilly
die Höhen zu befestigen und hatee die nach Norden blickenden Hügel von
Allemant als Hauptlinie bestückt.
Er war angewiesen, diese Linie zu verteidigen und auf dem linken Flügel
zum Angriff überzugehen, um die 5. Armee zu unterstützen und später in
Verbindung mit de Langles 4. Armee auf der ganzen Linie anzugreifen
und den im Marnebogen zusammengedrängten Armeen Kluck, Bülow und
Hausen eine vernichtende Niederlage zu bereiten
Nicht zufällig hat der erfahrene französische General die marokkanische
Oivision zusammen mit der 42. Division auf den Angriffsflügel geschoben.
Sie soll gegen Bauchamps Bahn brechen. Bei Charleville reichen sich
Foch und Franchet zu diesem Angriff die Hand. Die Marokkoner und
die 42. Division halten die Höhen von St. Prix und Mondement als
Ausgangsstellung besetzt. Reches von ihnen schließe das IX. Korps an, das
die Hügelzone von Allemant verteidigt und Vortruppen bis Bannes auf.
gestellt bat. Auf dem rechten Flügel sicht das XI. Korps in der Linie
Morains-le-Petie—Lenharrée. Fochs rechter Flügel deckt die Seraßen, die
von Neims und Chalons über Sézanne und La Fere-Champenoise ins Aube-
tal und in den Rülcken der französischen Weskarmeen zwischen Troyes und
Paris führen. Es ist die verwundbarste Stelle der ganzen Front, um so
verwundbarer, als zwischen Fochs 9. und de Langles 4. Armee eine Lücke
klafft, die durch die 9. Kavalleriedivision nur notdürftig verdeckt wird.
Außer dieser Kavalleriedivision sperrt nichts die große Flankierungslinie
Chälons—Mailly—DTroyes, auf deren Straßenzug die französischen Reiter
aufgestellt sind, um Fochs offene Flanke zu schügen. Aber noch droht hier
kein deutscher Angriff, denn auch auf deutscher Seite ist eine HLücke ent-
standen. Sie geht mitten durch die 3. Armee, deren XII. Armeekorps und
XII. Reservekorps in Anlehnung an die 2. Armee fechten, während das