210 Der Feldzug im Westen bis zum 15. September 1914
aber noch nicht durchgebrochen. Der Hlan Joffres hat eine Ablenkung er-
fahren, die allgemeine Umfassung ist zu einer staffelförmigen abgeschwächt
worden. Als der Rückzugsbefehl der obersten Heeresleitung zur Ausführung
kommt, ist die Verklammerung vollständig gelsst. Generaloberst v. Kluck
zieht seine Korps zusammen und rückt unbemerkt in der Nacht auf den
10. September in exzentrischer Richtung ab. Dadurch wird die Aufstellung
des Heeres auf einer neuen Grundlinie gesichert.
Die 2. deutsche Armee tritt einen Tag später, am 6. September, in
den Frontkampf ein. Sie verhält sich auf dem rechten Flügel in Anlehnung
an die schon zurückgenommene 1. Armee bei Montmirail in der Verteidigung
und greift die 9. französische Armee mit dem linken Flügel über Sbzanne
und La Fere-Champenoise mächtig an. Am 7. und 8. September stehen das
X. Korps und die Garde auf der Sézanner Hochfläche in siegverheißendem
Kampfe, der am 9. September gipfelt. Dann folgte auch die 2. Armee
dem ARückzugsbefehl, sie bricht die Schlacht, vom rechten Flügel an-
fangend, ab und vollführt am 10. September den allgemeinen Rückzug
nach Norden.
Die 3. Armee, die am 6. September noch bei Chälons im Rückstand ist,
tritt erst am 7. September in ernsten Kampf und führe die günstig eingeleitete
Schlacht am Mauriennebach bis zum 9. September abends gegen den rechten
Flügel der 9. Armee durch. Der Nückzugsbefehl findet sie südlich des
Maurienneabschnittes. Sie erkämpft sogar dann noch Worteile und bricht
erst am 10. September auf Befehl und wachsenden Gegendruck das Gefecht
ab, um sich über Chälons zurückzuzieben.
Die 4. Armee erlämpft vom 5. bis 7. September die Linie GBitr# 0##
Francois—Heiltz—Sermaize und bringt im Zusammenwirken mit dem
linken Flügelkorps der 3. Armee dem linken Flügel der 4. französischen Armee
so schwere Schläge bei, daß diese am 8. September gebrochen auf Humbau-
ville zurückflutet. In der Mitte und auf dem linken Flügel wird der Ornain,
der Rhein Marne-Kanal und der Saulxabschniet überwunden und der Gegner
in die Wälder geworfen. Am 9. September werden die Vorbereitungen zum
Abbruch der Schlacht getroffen. Als de Langles verstärkter linker Flügel
wieder angreift, wird der Rückzugsbefehl wirksam und die Armee vom
10. September an zurücckgeführt.
Die 5. Armee, von vornherein mit einer sehr schwierigen Aufgabe betraut,
gelangt nicht zur vollen Entfaltung ihrer lebendigen Kräfte, verfängt sich
im Waldgebirge der Argonnen und steht unter Flankenbedrohung von
Verdun her, bricht aber über Revigny hinaus langsam Bahn, während Teil-
kräfte Verdun einzukreisen suchen. Am 7. September ist Sarrail in ent-
sagungsvolle Verteidigung geworfen, am 9. September steht die Schlacht
in der Front, während in der Maasflanke die Sperrfesten zu wanken be-
ginnen. Die Kronprinzenarmee wird vom Rückzugsbefehl vor eine noch