Full text: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1)

12 Aus der Vorgeschichte des Krieges 
Wetestreit mit Frankreich im Westen und die füngere Nebenbuhlerschafe 
Rußlands im Osten zu seinen Gunsten gewendet. Frankreich wurde 
unmittelbar gewonnen, Rußland zunächst durch Japan entwaffnet, das 
Rußland von den Grenzen Koreas und des Gelben Meeres in die Man- 
dschurei zurückwarf. Dadurch wurde der englisch französische Gegensatz in 
Afrika und der russisch-englische Gegensatz in Asien stillgelegt. Deutsch- 
land vermochte diesem großen Spiele nicht zu folgen, das Frankreich 
eng an Englands Seite führte und damit die Figuren zur größten euro- 
päischen Auseinandersehung stellte. 
Im Jahre 1898 war der große geschichtliche Gegensasz zwischen Eng- 
land und Frankreich noch einmal hell aufgeslammt. Damals erschien die 
Militärmission Marchand, die vom französischen Kongo nach Osten auf. 
gebrochen war, am Mil und hißte in Faschoda am Oberlauf des Stromes 
die französische Fahne. Ohne Werzug forderte England die Räumung des 
Millandes, das es seit 1881 besect hielt, seinen Handelsinteressen und der 
Verbindung mit Indien dienstbar gemacht und gegen einheimische Erhebungen 
und die Einfälle der Mahdisten behauptet hatte. Frankreich sah sich genötigt, 
seinen kühnen Sendboten zu verleugnen, und ließ sich zu einem Werzicht 
bereit finden. Als die französische Republik damals vor Englands Forderung 
zurückwich, in Faschoda die Trikolore eingezogen und der Union Jack ent- 
faltet wurde, als Kiecheners Truppen Marchand und seine Leute zu einem 
Nildampfer geleiteten, damit er die Heimreise antrete, vollzog sich in kleinem 
Vorgang eine große Wendung in den Verhältnissen der beiden alten Neben- 
buhler. Englands eneschiedene Politik hatte einen vollständigen Sieg davon- 
getragen, der sich nicht nur örklich und taktisch festlegen ließ, sondern auch in 
die Zukunft reichende strategische Ergebnisse zeitigte. Frankreich verzichtete 
auf die Weiterführung der geschichtlichen Auseinandersetzung mit England, 
die seine Policik während Jahrhunderten beberrscht hatte und auch im 
neunzehnken Jahrhundert noch stoßweise in die Erscheinung getreten war (6). 
Frankreich schritt auf dieser Bahn weiter, indem es aus Englands Händen 
einen Vertrag enkgegennahm, der im Mittelmeer neue Werhältnisse schuf 
und der französischen Republik das souveräne Scherisiat Marokko zusprach, 
wogegen sie auf ihre ägyptischen Ansprüche Verzicht leiskete und Englands 
Vorherrschaft im Pharaonenlande und am Kanal von Suez anerkannte. 
Noch einmal war die Welt verteilt worden, noch einmal hatten die West. 
mächte das Schicksal der Randländer des Mittelländischen Meeres von 
sich aus bestimmt und über Gebiete verfligt, die teils unabhängig waren wie 
Marokko, teils durch VBerträge und Versprechungen vor Einverleibung gesichert 
erschienen wie Agypten, von England aber zum Ausgleich der Interessen 
und zur Gewinnung neuer Freundschaften in den Handel gebracht wurden. 
Ooch lag in der Aufteilung zurückgebliebener Länder und unerschlossener 
Gebiete ein Stück internationaler Organisation, einer Organisation welt.-
	        
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