Der österreichisch-ungarische Aufmarsch 269
Beginn der Mobilmachung war in Krakau die polnische Fahne entfaltet
worden, unter der die polnische Jugend gegen Rußland ins Feld zog,
um die Träume eines Jahrhunderts zu erfüllen.
Im Anschluß an diese österreichisch-ungarischen Vortruppen rückten
deutsche Strceitkräfte in Gestalt des Landwehrkorps Woyrsch über die schle.
sische Grenze.
Planmäßig wichen die Auseen in Südpolen aus, doch fanden vom
J. bis 14. August von Nowosielica an der beßarabischen Grenze bis Kalisch
zablreiche Scharmützel und Gefechte statt, die den zähen Gegner erkennen
ließen. Rücksichtslos sprengte der Russe im polnischen Land Brücken und
Bahnen, indem er sich von der Linie Czenstochau—Kalisch auf die Höhen.
welle der Lyso Gora zurückzog. Auch die Holzbauten der Bahnhöfe gingen
in Flammen aus, ebe der Kosak sich zur Flucht wandte.
Schon am 3. August besehten deutsche Truppen Kalisch, Bendzin und
Czenstochau, am Tage darauf erschienen deutsche Reiter in Wielun. Bis
zum Wartaabschnitt war die Gegend bereits frei vom Feind und die erste
Bedrohung von den wichtigen Industriebezirken Oberschlesiens abgewehrt.
Im Auschluß an die Schlesier beseczten österreichische Reiter Olkucz
und Wolbrom an der Linie nach Kielce. Sie gehörten dem Korps v. Kummer
an, das in Krakau bereitgestellt wurde und darauf brannte, an den Feind zu
gelangen. Polnische Jungschühen nahmen Miechow, östlich von Wolbrom,
durch nächtlichen Uberfall. Schon in den nächsten Tagen schoben sich Kummers
Freikorps und Kavalleriekörper verwegen an der GBahnlinie gegen das
Vergland von Kielce vor, wo die Russen noch einmal standhielten. In
bitzigem Gefecht bemächtigten sich die österreichischen Vortruppen des
Städtchens Jedezejow, überschritten die Nida und nahmen nach kurzem
Kampfe die Hügelstadt Kielce in Besitz. Am 15. August war der russische
Grenzschus in Südpolen über die Kamienna und Czarna zurückgewichen und
das Vorgelände freigelegt. Gleichzeitig drangen deutsche Landwehrreiter
in Nordpolen vor und gelangten am 15. August schon in die Gegend von
Lodz, wo sie am 19. August die Bahnlinie Lod—Warschau sprengten.
Immer sicherer erkannte man im österreichisch-ungarischen Hauptquartier,
daß die leichten Erfolge in Südpolen auf planmäßiges Verhalten des Gegners
zurückzuführen waren, der seine Massen in der Tat hinter der Weichsel zum
großen Angriff auf Galizien zusammenballte und westlich der Weichsel nur
vorgeschobenen Flankenschug, aber keine Frontsicherung anstrebte.
Auch das Verhalten der Russen an der Ost. und Südostgrenze Galiziens
deutete auf Angriffsabsichten in südwestlicher Richtung. So leicht die russi-
schen Grenzhuten in Dolen gewichen waren, so fest standen sie zwischen Weichsel,
Bug und Ibrucz und bis zur rumänischen Grenze und hielten das Kronland
in weitgespanntem Bogen von drei Seiten umklammert. Unmittelbar nach
dem Eintritt des Kriegszustandes brachen üÜberall russische Aufklärungs.