Full text: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1)

270 Der Feldzug in Galizien und Südpolen bis zum 15. Sept. 1914 
truppen hervor, die aber von den rasch in den Sattel gestiegenen österreichi. 
schen und ungarischen Reitern und den Grenzkommandos abgewiesen wurden. 
Bei Czernowitz und Brody setzten sich die Osterreicher auf russischem Boden 
sest und legten eine Wegsperre vor die Haupteinfallstraßen und Bahnen 
Galiziens. Immer dichter auftauchende russische Geschwader ließen indes 
erkennen, daß sich das Gewölk zu einem großen kriegerischen Wetter zu- 
sammenzog, doch glückte es nicht, über die Vorgänge jenseits des Ibrucz 
und die Bewegungen im wolhynischen Festungsdreieck Aufklärung zu er. 
langen. 
Am Dpsjestr und San 
Unterdessen vollzog sich der Aufmarsch der österreichisch-ungarischen 
Armeen in Galizien und des Landwehrkorps Woyrsch in Schlesien. Auf 
dem rechten Flügel sammelte sich im Raume Stanislau—Stryj die Armee- 
abteilung des Generals der Infantkerie v. Köveß. Dazu waren das XII. 
und das III. Korps verfügbar. Das XII. Korps wurde in der Talweite 
von Stanislau vor den wichtigen Ostpässen der Karpathen zusammengezogen, 
das III. Korps nahm in der Mulde von Stryj Stellung, wo die Haupt. 
verbindungen des großen Waldgebirges in der Richtung nach Lemberg 
zusammenliefen. Bei Czernowig skand reches binausgeschoben als Flanken- 
sicherung die 35. Landsturmbrigade, bei Zaleszczpki näher heran die 43. In. 
fanterietruppendivision. Aber den Onjestr vorgeschoben, hielt die 11. Division 
vor der Front das wichtige Brzezany besetzt und sicherte die Verbindung 
der Heeresgruppe mit den Reiterdivisionen, die gegen den Ibrucz aufklärten. 
Da die Enefernung von Stryj bis Czernowiß in der Luftlinie 130 Kilo- 
meter beträgtk, so war die vielfach gewinkelte Onjestrfront mit zwei Korps, 
einer selbständigen Division und beigestelltem Landsturm sehr schwach besett 
und der Aufflllung bedürftig. Doch fand die rechte Flügelgruppe an den 
Brückenköpfen des ODnzjestr eine gute Anlehnung und konnte zunächst die 
podolische Platte, das Land zwischen dem Grenzfluß Ibrucz und dem Serom, 
als weites, von querlaufenden Wasserrissen zerlegtes Glacis betrachten, das 
vom Feind nicht rasch überschriteen werden konnte. Im Zuge des Onzestr- 
kals aufwärts erwartete man noch keine starken russischen Kräfte. 
Eine zweite Kampfgruppe legte sich inzwischen vor das ausgesetzte Lem- 
berg, um die Hauptstadt Galiziens und Metropole des polnisch-ruthenischen 
Ostens nicht ohne Zwang in die Hände der Russen fallen zu lassen. Oiese 
Aufgabe wurde dem General der Kavallerie v. Brudermann zugeteilt, der 
das XI. Korps als Kern der 3. Armee im Umkreis der flüchtig befestigten 
Stadt versammelte und seine Kavallerie gegen Brody vorschob. Das ihm 
zunächst ebenfalls unterstellte XIV. Korps vollzog seinen Aufmarsch rück. 
wärks gestaffelt im Raume Sambor. Die gegen Brody vorgeschobene
	        
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