296 Der Feldzug in Galizien und Südpolen bis zum 15. Sept. 1914
so größer war die Verantwortung, die der Führer der 3. österreichischen
Armee trug, als er seine Anordnungen für den 27. August traf. Die
Heeresleitung schickte als leczte Verstärkungen die 23. Honveddivision, die
bei Niemirow gestanden hatte, und die Landskurmbrigade von Moseiska
nach Lemberg und wies die Korps Boehm.-Ermollis an, ihre Bereitschaft
tunlichst zu beschleunigen. Von den Weichselbrücken bis zu den Brückenköpfen
des Onjestr zog sich in vielfach gebrochener Front die riesige Kampflinie der
beiden Heere.
In der Nacht auf den 27. August malte die Schlacht in Ostgalizien ihre
feurigen Schriftzeichen mit erschreckender Deutlichkeit an den dunklen Himmel.
Bei PBrzezany reifte die Aberflügelung der Z. Division durch die Russen
rascher als die Umfassung des russischen Setellung von Koropieon—Remi-
zowce durch das XII. Korps. Am frühen Morgen begamn bei Narajow in der
österreichischen Schlachtfronk eine Lücke aufzuspringen. Wohl rannte das
XII. Korps die ersten Stellungen auf den Höhen östllich von Dunasow über
den Haufen, pflanzte seine Fahnen über den erstürmten Gräben und gewann
die Straße nach Pomorzany, aber der gefürchtete Flankenstoß der Russen
in der Richtung auf Narasow machte diesen Erfolg alsbald zunichte. Er
verwandelte ihn sogar in einen Nachteil, denn die aus Narajow geworfenen
Truppen klammerten sich nur mit Mühe an die Höhen westlich der Zlota
Lipa und waren nicht imstande, den Einbruch zu hemmen. Schon strudelte
die russische Flut in den Rücken des XII. Korps, schon rissen neue Angriffs-
wogen die Lücke weiter auf.
Auch in der Mitte schwoll der Angriff mächtig an und schwemmte das
III. Korps von den Hügellehnen in die Mulden hinunter, wo es von Artilleric-
feuer überschüctet wurde. Die nördlich der Handstraße Lemberg—SHloczow
fechtende Division wich zwar nur schrictweise, die rechts vorwärts gestaffelte
geriet jedoch südlich der Straße in Gefahr, abgeschnitten zu werden, und
entzog sich mit Mühe der von Gologory her greifenden inneren Umfassung.
Rechts seines Flankenschutzes verlustig, links des Zusammenhangs mit dem
III. Korps beraubt, sah sich das XII. Korps von drei Seiten bedroht. Von
drei Armeekorps angefallen, schien es der Bernichtung ausgeliefert. Da
wichen die Männer aus Siebenbürgen in fortgesetzten Kämpfen und un-
gebrochener Ordnung dem Übermächtigen Gegner und retteten die strategische
Lage burch ihren Rückzug hinter die Zlota Lipa. Auch die linke Flügel.
gruppe des XI. Korps war gezwungen worden, vor umfassendem Angriff
zurückzugeben.
Die Mittagsstunde sah die Russen von Busk bis Brzezany in siegreichem
Vordringen. Zu gleicher Zeit erschienen russische Streitkräfte in der Nord-
flanke der 3. Armee und führten die Bewegungen in der Richtung von
Kamionka—Serumilowa auf Kulikow—oltance aus. General v. Bruder-
mann hatte das Eröffnungsspiel verloren. Die Begegnungsschlacht östlich