16. September 1914 441
ration ihrer Armeen zum Ausdruck bringen müssen, wodurch die strategische
Einzelbetrachtung des östlichen und des westlichen Kriegsschauplatzes erschwert
wird. Ob es den beiden Mächten dabei gelingt, die Vorteile der inneren
Linie auszunutzen, für deren Verkürzung ihre Gegner jeht mit ihnen um die Wette
sorgen, bleibt abzuwarten. Klar ist, daß die französische Heeresleitung nach den
Schlachten in Belgien und Lotchringen vom 20. bis 25. August, die mit dem
Zusammenbruch ihrer Offensive bei Mons, Charleroi und Dieuze endete, die
strategische Defensive mit außerordentlichem Geschick durchgeführt hat. Der Erfolg
bing zwar an einem Faden, aber dieser Faden hat gehalten. Nun ist es umgekehrt.
Die Schlacht an der Marne hat im Jusammenhang mit dem Ausgang der
Schlachten in Polen und Galizien enescheidende Bedeutung erlangt. Man kann
sagen, daß durch diese Kämpfe die erste Phase des Feldzuges und des
Krieges beendet worden ist, wenn nicht noch eine große Schlacht dahinter ge-
sect wird.
Die großen Erfolge Hindenburgs in Ostpreußen fallen auf deutscher Seite
jetzt noch stark ins Gewicht, sie werden aber in der nächsten Zeit von neuer russischer
Offensive nachgeprüft werden, sofern russische Kräfte im Süden frei werden. Damm
wird wohl auch hier wieder deutsche Defensive Platz greisen. Offenbar haben
Truppenverschiebungen über kreuz und aquer die legzten deutschen Operationen überall
stark beeinfluße. Ob solche jegt hinter der Front im Westen vorgenommen werden,
um eine neue taktische Enescheidung zu suchen, müssen die nächsten Tage lehren. Die
deutschen Armeen gehen nun ihrerseits ihren Reserven entgegen.
16. September 1914. Nr. 437 (Abendblatg).
Die Bestimmungen der gegenwärtigen Stellungen auf dem westlichen
Kriegsschauplag unterliegen Schwankungen, da die amelichen französischen Mit.
teilungen in der Fixierung der Dosicion wechseln. Man hat heute nicht mehr den
Eindruck, daß es nur noch Nachhuckämpfe seien, jedenfalls können sich diese jeden
Augenblick zu stehenden Gefechten versteisen, aus denen dann ohne weiteres rangierte
Schlacht werden kann. Es läßt sich auf Grund der Kommuniqué,s nicht genau be-
stimmen, ob der transitorische Moment schon eingetreten ist, doch deuten die
lehten Meldungen auf Versteifung der Gefechte Hin, und wir möchten eine Schlach#
an der Aisne folgern.
Gerade jetzt ist eine Ibersicht über die amtlichen Berichte der letzten Lage am
Platze. Daris meldete vom 11. September abends 11 Uhr Kämpfe bei La Ferté.
Gaucher am Grand Morin, Montmirail, Sézonne und Bity und am Ornain
und an den Argonnen. Die Armee Kluck war schon um 75 Kilometer zurück-
gewichen, wobei aber zu beachten ist, daß die Entfernung von der ersten Kavallerie.
spitze bei Provins bis zur fechtenden Nachhutc gemessen war. Bordeaux meldete
zur selben Seunde, daß der linke französische Flügel schon nördlich der Marne sei.
Am 12. September abends 11 Uhr meldete Paris den rechten deutschen Flügel
an der Aisne, die Uberschreitung der Marne bei Viery und die Besegtzung Lunéêvilles.
Die Meldung aus Wordeaux korrespondiert diesmal besser und meldet noch die
Zurückwerfung des Deutschen Kronprinzen. Am 14. September meldet Paris,
daß die Deutschen südlich der Argommen noch standhalten, London, daß die Eng-
länder den Ourcq Überschrikten, Bordeaux, daß die Aisne Überschrikten sei.