Full text: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1)

70 Aus der Vorgeschichte des Krieges 
Auffassung ganz oder teilweise gelten läßt, sich er ist, daß hundert Jahre 
nach Napoleons Sturz ein englischer König dieses Problem von der entgegen- 
gesezten Seite angefaßt und auf friedlicherem Wege eine Koalition im 
Oienste und zugunsten Englands vorbereitet hat, die kurz nach seinem Tode 
zum größten aller Kriege führen sollte. 
Als Deutschland in diesen Krieg bineinging, belud es sich mit der 
Schuld des Bruches der belgischen Neutralität, zu der es die Amskände und 
die Aberlegenheit britischer Diplomatie geführt hatten. Da es durch seine 
militärgeographische Lage gezwungen war, sein Schwert in Feindesland 
zu tragen, erschien es, äußerlich betrachtet, in der Rolle des Angreifers. 
In Wirllichkeit ist dieser Krieg für Deueschland der bitterste Verteidigungs. 
krieg im Kampf um staatliche Existenz, um Selbstbestimmungsrecht und Frei- 
beit geworden, den je ein großes Volk geführt hat. Dieses Bewußtsein ist im 
deueschen Volke erst lebendig geworden, als die Blätter des ersten Kriegs. 
herbstes von den Bäumen fielen, und hat es zu Anstrengungen befähigt, 
die auch die Gegner zwangen, in diesem Ringen ihr Letztes einzusetzen. 
Dadurch ist der Krieg zu einer weltgeschichtlichen Auseinandersehung 
von unerhörter Größe und nie gesehener Furchtbarkeit geworden. 
As der europäische Krieg entbrannte, zerrissen alle geistigen Ver. 
bindungen zwischen den kriegführenden Nationen, gerieten alle menschlichen 
Beziehungen in unheilvolle Berwirrung. Das alte Europa wurde auf einem 
Scheiterhaufen verbrannt, zu dem die Wälder, die Städte und ODörfer 
Belgiens, Frankreichs, des Elsasses, Ostpreußens, Serbiens, Polens, Gali- 
ziens, Rumäniens und die Obsthalden Friauls das Holz steuerten. Un- 
gezählte Hekatomben von Menschen sanken daran nieder, über die Kornsteppen 
des Ostens und die Kulturstätten des Westens brausten die apokalyptischen 
Meiter.
	        
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