Die Rumänen 79.
österreichischungarischen Armeen guten Schutz und waren selbst durch die
schwer zugänglichen Pässe der Transsylvanischen Alpen von der Moldau
und der Walachei geschieden. Von Dornawatra bis zum Eisernen Tor zog
sich die schützende Gebirgskette. Tief eingeschnittene Flüsse durchbrachen-
sie und bildeten Engen, die leicht zu verkeidigen waren. Die Goldene Bistritz,
der Trotusu, der Usu, der Oitoz, der Buzeu, die Prahova, der Arges, der-
Ale und der Julfluß hatten sich ihren Weg zur Donau gegraben und bildeten.
ebensoviele Ausgänge zu den großen Ebenen der Moldau und der Walachei,
wo der goldene Korn- und Maisboden Rumäniens gebreitet lag. Trat
NRumänien auf seiten der Mittelmächte in den Kampf, so bedrohte es in-
der Grundstellung zwischen Bukarest und Galah und in der Norddobrudscha
zwischen Harsova und Tulcea die beßarabische Flanke der Russen. Gegen
russische Angriffe war es gut geschützt, da die Serethlinie von Focsani bis
Galatz und die Donaumündung von Galag bis Sulina mit Befestigungen
versehen waren, die die Front gegen Beßarabien kehrten. Auch die Zentral-
festung Bukarest, die nach Brialmonts Grundsätzen angelegt war, kehrte
die Hauptfcont gegen Osten und bildete den Rückhalt einer zwischen Jalo-
mita und Sereth aufmarschierenden rumänischen Armee. Trat Numänien
hingegen auf seiten des Verbandes in den Krieg ein, so wurden die strategi-
schen Verhältnisse mit einem Ruck auf den Kopf gestellt. Dann geriet
Bukarest näher an die Peripherie, und die befestigte Sereekhlinie wurde zur
Aufnahmestellung einer in der Walachei geschlagenen Armee. Zugleich
wurde NRumänien durch diesen Frontwechsel in einen Zweifrontenkrieg
verstrickt. Zwischen Ungarn und GBulgarien eingeklemmt, war es nicht im.
stande, seine Kräfte zusammenzuhalten, sondern mußte sich darauf gefaßt
machen, die weitgespannte Ellipse der Walachei auf der siebenbürgischen
Front und an der Donauflanke zu verteidigen, wenn die Gegner zum Angriff
schrieten. Dann blieb ihm nichts übrig, als die Ueine Walachei preiszugeben
und im Raum Bukarest eine Schlacht anzunehmen. Werlor es diese, so
mußte die Armee darauf gefaßt sein, sich nach der Moldau zurückzuziehen.
Gewiß war auch eine glückliche Angriffsbewegung denkbar, die über die
Alpenpässe in Siebenbürgen einbrach und die österreichisch-ungarische Kar-
pathenfront aufrollte, aber zu einer solchen bedurfee es sehr starker Kräfte
und entschiedener Rückenfreiheit. Es lag nicht in der Macht Rumäniens,
diese Angriffskräfte allein aufzubringen, denn dazu war die gesamte rumä-
nische Armee erforderlich, so daß es an einer Generalreserve und einer Ver-
teidigungsarmee an der Donau und in der Dobrudscha gemangelt hätte.
Rumänien war also in diesem Falle auf den Einmarsch einer starken russischen
Aermee angewiesen, die zwischen dem Buzeufluß und der Jalomita eine-
Reservestellung einnehmen und die Dobrudschaflanke verstärken mußte.
Aussichtsvoller als ein Angriffsfeldzug in Siebenbürgen war in jedem
Falle eine Offensive gegen Süden. Hier hatte man sich ja durch den Buka-