432 Der Feldzug im Osten vom 17. Dez. 1914 bis 21. Febr. 1915
Am 31. Januar wurde der enescheidende Angriff auf die russischen Stel.
lungen zwischen Borzimow und Majdan ausgeführt. Es war viel Schnee
gefallen, der Himmel lag dick und grau auf den Wäldern, und der Tag wollte
nicht zur Helle werden. Um sieben Uhr gab eine rückwärts aufgestellte
Batterie durch eine volle Lage das Zeichen zur lechten Beschießung. Fünßzehn
Minuten später seczte das Wirkungsschießen ein. In großen Batteriesternen
um GBolimow aufgefahren, sandten Feldkanonen, Langrohre, Haubitzen und
Mörser ihre Granaten nach Humin. In der elften Morgenstunde erfolgte der
eiste Anlauf. Die deutschen Regimenter brachen aus den Gräben und
nahmen die erste Linic. Die Russen sehzten unverzagt zum Gegenstoß an
und dämmten den Einbruch zurück. Darauf begann die Beschießung aufs
neue und währte bis zum Nachmiktog. Da gelang den Deutschen der
Sturm auf den Dorfkopf und die seitlich vorstrebenden Flankenstellungen,
die trotz des heftigen Gewehr- und Maschinengewehrfeuers mit stürmender
Hand erobert wurden.
Als der graue Wintertag sich zur frühen Ruhe neigte, war die deutsche
Infanterie im Dorfe Humin, doch gelang es nicht, die lange Häuserreihe
aufzurollen. Die russischen Erdstellungen und das zwar zerschossene, aber
immer noch widerstandsfähige Dorf trotzten dem Angriff. Auch hier
schritt man dazu, Feldgeschüge in die Sturmgräben zu schaffen, um die
Feuerwirkung zu steigern. Blutrote Wolkensäume hingen über den Rawba-
wäldern, als das Schneegewölk vom Abendwind in Bewegung gebracht
wurde. Dber der fahlen, verbleichenden Ebene kobte der Artilleriekampf
bis in die sinkende Nacht. Im letzten Zwielicht richteten sich die Deutschen
in den eroberten Stellungen ein und machten sich bereit, den Gegenangriff
zu empfangen, der in den Wäldern vorbereitet wurde. Als das Dunkel die
lehten Farben löschte, wurde die polnische Winternacht durch das brennende
Humin, die rotqualmenden Gehöfte von Wola-Szydlowiecka und das
Mündungsfeuer aus kleinem und großem Gewehr gespenstisch erhellt. Die
1. Division lag hart vor Majdan und Wola-Szydlowiecka, rechts neben ihr
donnerte die Artillerie des I. Reservekorps, links hielt die 72. Reserve-
infanteriebrigade den Dorfkopf von Humin umklammerk. Das XVII. Korpe,
das über Ludwikow-Korabka vorgestoßen war, hielt die Nordflanke von
Humin unter wachsendem ODruck. Die Nacht bereitete dem Kampf kein Ende.
Die weißen Lichtkegel der Scheinwerfer fuhren über die starren Wald-
umrissec, und die Leuchtraketen streuten bunte Sterne und ruhig flam-
mende Bälle über das winterliche Schlachtfeld. Bald bier, bald dort ver.
suchte Smirnow die flüchtig ausgekratzten deutschen Gräben durch Dber-
raschung zu nehmen. Bei Wola-Szydlowiecka und Majdan kam es zum
Handgemenge, das mit der überwältigung der Russen endete. Als der
Morgen graute, entfesselte die deutsche Artillerie abermals ihren Jorn über
Humin, und wiederum brach die Infanterie, drei Wellen stark, gegen die