Gaststätte; schon die diskrete Eleganz, mit der der Kellner
bei den Vorspeisen statt der sonst üblichen „Portion“ Kaviar
eine ganze Suppenterrine voll Kaviar vor einen hinstellte,
um dann erst nach dem Abräumen den Gewichtsverlust der
Terrine festzustellen, war nahezu pariserisch. Aber ein Früh-
stückslokal für Minister war das nicht. Die hatten zumeist
nicht das nötige Geld dazu, wohl auch nicht die Zeit, und
sahen eine derartige Gaststätte allenfalls einmal im Jahre,
wenn die Landvettern zum erstenmal eine junge Base auf
den Familientag brachten.
Herr Erzberger ist da viel moderner, ganz neudeutsch.
Bei Hiller, wo für ihn ein eigener Salon reserviert ist, be-
spricht er zwischen Fisch und Braten bei einer guten 1878er
Pomerol die Geschicke Deutschlands und der ihm nabe-
ftehenden Anternehmer und noch etliches andere. Da ist eine
Firma, die nach dem doch unverfänglichen „Berliner Tage-
blatt“ während des Krieges Hunderte von Millionen „ge-
macht“ hat, und die Inhaber der Firma, Strauß und
Wolff, gehören zu Erzbergers Intimen, sagt Helfferich;
und damit die Sache ganz modern wird, erfahren wir, daß der
eine der beiden Herren, Strauß, gleichzeitig — Geheimer
Regierungsrat, von der Novembersorte natürlich, ist. Er sitzt
an der Quelle der politischen Insormationen und betreibt
gleichzeitig sein Geschäft weiter. Beide Herren bezeugen ein-
mütig, daß Erzberger sie geschäftlich nicht patronisiert habe,
so daß Helfferich den Beweis für seine Behauptungen, u. a.
dafür, daß mit Erzbergers Hilfe ungeheure Valutaschiebungen
von Strauß und Wolff vorgenommen seien, nicht erbringen,
noch nicht erbringen kann. Darob wird sogar der Vorsitzende
zum ersten Male ganz grantig und drängt den Angeklagten:
„Bitte, beweisen!“
Noch ist die Angelegenheit offenbar nicht abgeschlossen.
Immerhin fragt sich der und jener schon heute, ob jemand, den
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