Full text: Hindenburg, Erzberger, Kapp

fragt Helfferich. Eine Antwort darauf bekommt er nicht 
mehr ... 
Einen rein politischen Bortrag hören wir von Dr. David, 
dem zartgliedrigen, wachsbleichen, sozialdemokratischen 
Nachtwandler, dem Ideologen der Partei, der einen stets 
mit einem Gemisch von Achtung und Bedauern erfüllt. Ihm 
war's schon recht, damals, 1917. Erzberger kam mit seiner 
Rede wie gerufen. Endlich konnte die Sozialdemokrakie das 
durchführen, was in unseren Augen eben eine unselige 
Erpresserpolitik ist: von der Regierung unter Drohung mit 
Abfall im Kriege verlangen, daß sie in Pazifismus und 
Demokratisierung einschwenke. Lange, sehr lange läßt der 
Vorsitzende den Minister Dr. David reden; wir sind um einen 
Vortrag Davids, nicht um eine Entlastung Erzbergers reicher. 
Damit aber auch das erheiternde Zwischenspiel nicht 
fehle, kommen an dem heutigen Kehraustage, zu dem Erz- 
berger seine Triarier aufgerufen hat, noch ein paar 
schwäbische kleine Leute, heute natürlich Minister, an den 
Zeugentisch, von denen der eine, der als „Gesandter“ 
firmierende sozialdemokratische Abg. Hildebrand, über den 
„genius huius loci“ offenbar gänzlich im unklaren ist und 
den Dr. Helfferich anschreit, seine Vorwürfe gegen Erzberger 
seien ebenso leichtfertig wie seine ganze Kriegspolitik. Zur 
Sache aber, zu dem großen Schiebergeschäft mit Einfuhr- 
scheinen zugunsten des Erzbergerschen Duzbruders Dr. Denk, 
kommt nichts weniger als eine Reinigung des enthobenen 
Finanzministers heraus, sondern nur die betrübliche Fest- 
stellung, daß zwar Denks Bruder 300 000 Hosenträger be- 
kommen habe, das Volk von Württemberg aber nicht für 
einen roten Heller Lebensmittel. 
Noch eine Reihe anderer Zeugen flimmert über die 
Gerichtsleinewand, alle mehr oder weniger in Kintopp- 
Zappeligkeit und Nervosität, die sich allmählich sämtlichen 
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