Anwesenden mitteilt. Notwendig war nur noch eine Fest-
stellung — Gruppe 3, „niedrige Gesinnung“ — über die
Drohung Erzbergers, die Leute der ihm unbequemen Rechten
dem Feinde für die Auslieferungsliste zu denunzieren. In
Weimar haben wir das ja mitangehört. Der ganze erste
Rang des Nationaltheaters könnte dafür die Schwurfinger
beben. Heute tut es nur der Abg. Rießer. Erzbergers An-
walt wittert die Gefahr. Katzenartig springt Herr Fried-
länder immer wieder in den Ring und suchtelt unmittelbar
vor dem Zeugentisch den Richtern ins Gesicht. Die lehnen
seine Auslegungskünste ab. Wat schrewen is, is schrewen!
Es stehe ja alles im Stenogramm; und man sei doch kein
Sextaner, dem der Lehrer ein Gedicht etymologisieren müsse.
So gibt es heute fast niemand, der sich nicht vergriffe und
gerügt würde, einschließlich der Anwälte. Es ist kein sehr
ertragreicher Dag, dieser letzte der Beweiserhebung, aber der
aufgeregteste, lärmendste. Polnischer Reichstag. Oder
Grenadierstraße. -
„Und damit überhaupt.“
2. März.
Und sieh, es fehlt ein teures Haupt: Erzberger ist nicht
da, er schenkt sich die zweistündige Rede des Oberstaats-
anwalts Krause. Das ist sehr schade. Bei dem „Mosaik=
bild“, das Helfferich mit seinen Zeugen an zwanzig Sitzungs-
tagen von Erzberger angefertigt hat, mochte man noch sagen:
die ganze Richtung paßt mir nicht. Aber nun kommt die
Kritik. Nun spricht ein Kunstkenner. Und das ist doch
ungemein bildend! Der Oberstaatsanwalt findet, nicht in
großer Begeisterung, denn gerufen ward er zur Ver-
dammung Helfferichs, aber in ruhig abgewogener Rede, daß
das Bild treffend ähnlich sei. Er ist davon ganz erschüttert.
— 63 —