Full text: Hindenburg, Erzberger, Kapp

Mühlstein nicht vorher abgeschnitten wird und ins Wasser 
plumpsft, sondern an unserem Halse erhalten bleibt!“ Für so 
dumm hält die Mosse-Presse das neue System gar nicht. 
Aber ihre Leser hält sie für so dumm, daß sie auf den Tip 
hereinfallen. 
Die Staatsanwaltschaft jedenfalls geht ganz un- 
bekümmert ihren Weg, und was heute ihr zweiter Vertreter, 
Herr v. Clausewitz, über Erzbergers Lügenhaftigkeit und 
Unanständigkeit als erwiesen darlegt, das ist fast noch 
schärfer als die vorgestrigen Ausführungen des Oberstaats- 
anwalts. Diese zweite „Anklagerede“ mit ihrer Fülle von 
Namen und Daten und dem ganzen Gewirr, in das sich Erz- 
berger verstrickt hat, wird völlig frei mit staunenswerter Be- 
herrschung der Einzelheiten vorgetragen. Allen denen, die 
von unseren höheren Beamten verlangen, sie sollten „endlich 
doch auch acht Stunden arbeiten“, allen denen, die nur vom 
äußeren Zeitmaß der Bürostunden etwas wissen und dann 
denken, nachher lege sich der Beamte auf die faule Haut, 
wünschten wir den heutigen Anschauungsunterricht. In solch 
einem Plädoyer steckt eine Anmenge angestrengtester häus- 
licher Arbeit während der abgelaufenen Prozeßwochen. Auch 
der Vorsitzende, der gleich zu Beginn der Hauptverhandlung 
durch seine genaue Kenntnis des ganzen Materials ver- 
blüffte, auch die vier Beisitzer haben sicherlich oft genug bis 
in die Nacht hinein die Akten studiert und ihre eigenen 
Notizen verarbeitet. Daher ist nun auch der Gerichtshof in 
der Lage, ein selbständiges und unabhängiges Arteil zu fällen. 
Überrascht wird er durch eine der heutigen Aus- 
führungen des Oberstaatsanwalts Krause gewesen sein. 
Landgerichtsdirektor Baumbach hatte vor sieben Wochen den 
ganzen Inhalt der Helfferichschen Broschüre sorgsam aus- 
geschöpft und in drei Sammelbecken verteilt: Geschäftspolitik, 
Verlogenheit, Inanständigkeit. Der Oberstaatsanwalt hebt 
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