gehen. Abwarten. Das gesamte gebildete Deutschland ist
in innerem Aufruhr, die Glocken der versunkenen Vineta
klingen wundersam herauf; und letzten Endes haben nie die
Massen den Gang eines Volkes endgültig bestimmt, sondern
nur immer die Folgerung daraus gezogen, was die Bildung
ihnen übermittelte. Ein materialistisches Zeitalter, in dem
jede Ehrfurcht vor Größe abhanden kam, mußte mit der
Revolte enden. Wer es verstand, „sich gesund zu machen“,
der galt als Mann; die wirklich Großen im Volke aber
wurden zuerst an jedem Stammtisch bekrittelt und dann von
jedem Lausbub beschimpft.
„Was ich mir gefallen lasse?
Zuschlagen muß die Masse,
Dann ist sie respektabel;
rteilen gelingt ihr miserabel!“
sagt Goethe. Das sehen wir im Kriege und im Frieden. Wer
eine Wandlung unserer Zustände haben will, der muß zuerst
das gebildete Deutschland gewinnen. Es hat sich, noch im
Wilson--Rausche, im Jahre 1919 an der Wahlurne von der
Demokratie überrumpeln lassen. Run erwacht es. Und die
sieben Wochen Moabit haben die letzten Schläfer ernüchtert.
Nun noch einige Monate zäher Arbeit, dann ist der
Heilungsprozeß unaufhaltsam.
In der Schriftleitung fragt man mich, ob ich schon wüßte,
daß die Herren von der Nationalen Vereinigung verhaftet
seien.
Nationale Vereinigung? Waos ist das?
Nun, das seien die Leute von der Couleur Schnitzler,
die schon seit Monaten die Gegenrevolution fertig in der
Westentasche trügen.
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