Full text: Hindenburg, Erzberger, Kapp

jeden einzelnen Soldaten nötig haben: der bolschewistische 
Umsturz, der im Januar und März 1919 sich aufbäumte, 
dann wieder am 13. Januar 1920 sein Heil versuchte, will 
jetzt am 16. März das Außerste wagen, um die rote Räte- 
diktatur in Deutschland zu errichten. 
EGleichzeitig erhebt das blutrote Tier im Osten sein 
Haupt. Man hat bestimmte Nachrichten, daß die Russen im 
Frühling Polen überrennen und dann sich über unser Vater- 
land ergießen wollen. Ihre „geistigen“ Pioniere sind mit 
Koffern voll Geld und Agitationsschriften schon voraus- 
geeilt, sitzen in allen deutschen Großstädten und Industrie- 
zentren, bis nach Rheinland--Westfalen hin, und predigen die 
Ausrottung des Bürgertums und der Intelligenz. Es sind 
auch einfache Fabrikarbeiter unter diesen Pionieren; die 
meisten von ihnen sind aber wohl kleine fanatische Händler 
und Schieber und Gauner, die an jedem Amsturz verdienen, 
Leute, die vielleicht erst vor kurzem die jüdischen Gebets- 
locken sich abgeschnitten haben, um europäischer auszusehen. 
Das alles ist Ehrhardt mitgeteilt worden. Nun könne er das 
Vaterland militärisch retten; politisch sei alles fertig und bis 
ins einzelne geregelt, so daß nach dem Einmarsch die neue 
Maschinerie sofort funktioniere. 
Nicht eine Stimme in der Brigade erhebt sich gegen die 
Mission. Nicht ein Mann verdrückt sich, was im Dunkel der 
Nacht so leicht zu machen wäre. Jeder will dem deutschen 
Volke in ärgster Not nun helfen. Daß es nicht etwa gegen 
die Republik gehe, hat man gehört; man marschiert mit 
gutem Gewissen. 
Ein Auto saust heran, stößt auf die grauen Kolonnen 
im Stahlhelm, macht kehrt und will auf und davon. Es 
wird überholt und gestellt. Der Insasse, irgendein galizischer 
Zivilstratege aus dem Reichswehrministerium, wird ab- 
geschoben, nachdem er zungengeläufig und doch vergebens 
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