wie mein alter Freund vom Reichsmarineamt, die stets ganz
Ohr sind und sich nie kompromittieren, von jeder Augenblicks-
größe für einen treuen Helfer gehalten werden und dabei
immer wieder rechtzeitig verschwunden sind. Aber die-
jenigen, die von dem neuesten Kurse etwas für sich selber
zu ergattern suchen, tun geschwollen. Einen Gang haben sie,
als wären sie schon Exzellenzen. Daß statt der Leute von
links jetzt Leute von rechts „ran an die Futterkrippe“
kommen: ist das des Pudels Kern?
Einfach ekelhaft.
Spät abends in der Schriftleitung erkläre ich, daß ich
auch gegen diese Regierung in Opposition gehen müsse, wenn
sie weiter nichts mache, als den parlamentarischen Schweine-
trog seitwärts zu verschieben.
Die Leute auf der Straße und in den Bierstuben —
wenigstens der Innenstadt — haben vergeblich auf irgend-
welche Ereignisse gewartet. Die gehobene Stimmung wird
kritisch. Einmütig ist man nur in dem Spott über die Ebert-
Bauer-Noske-Regierung, die dem Kaiser sein „Türmen“
nach Holland höhnisch vorwirft, obwohl man ihn doch da-
mals unter der erlogenen Angabe, das ganze Heer sei wider
ihn und sein Bleiben bedeute den Bürgerkrieg, dazu durch
Groener hatte zwingen lassen; und die nun selber aus-
gerissen ist, obwohl nur eine einzige Brigade im Anmarsch
war und sonst doch angeblich „das ganze Volk“ binter ihr
stand. Einige hochgestellte Angestellte der Regierung sind
freilich in Berlin geblieben, darunter der Pressechef der
Reichskanzlei Llrich Rauscher, von dem alle die schönen
Reden wider die böse Rechte stammen, die im abgelaufenen
Jahre Ebert oder Bauer verlesen haben. ·
Ulrich Rauscher, der begabte ehemalige Feuilletonist der
„Frankfurter Zeitung“ und spätere Pressedezernent beim
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