Full text: Hindenburg, Erzberger, Kapp

3. 
Sonntag, den 14. März. 
Genau so willenlos, wie die Mehrheit des Volkes im 
November 1918 die Ausrufung der Republik über sich er- 
gehen ließ, genau so willenlos haben die Berliner Republi- 
kaner gestern das Schwarz--Weiß-Rot bingenommen. " 
Diesen kurzen Moment der Lethargie auszunutzen, ist 
das Geheimnis des Erfolges bei allen Umwälzungen. 
Gestern ist er verstrichen. 
Heute tauchen schon die Straßenredner auf. Nicht die 
der großen Geste und hallenden Stimme, die Tausende auf- 
putschen, daß sie ekstatisch werden. Man kann mit tausend 
Rednern, die zu je zwanzig Menschen sprechen, mehr er- 
reichen, als mit zwanzig, die für je tausend Zuhörer sich aus- 
schreien. Die moderne Technik erledigt so etwas im Vorbei- 
gehen. Einer spricht den anderen an, gemütlich, fragend, so“ 
ein schlichter Biedermann, zu dem man geneigt ist, „Herr 
Nachbar“ zu sagen; ein dritter, ein vierter bleibt stehen, im 
Nu ist eine kleine Korona beisammen, schon laufen vom 
Bürgersteig drüben einige weitere hinzu, um auch Neues zu 
hören. Und da ist der Vortrag im Gange, Einwürfe werden 
geschickt aufgefangen, der Herr Nachbar erweist sich als 
politisch erstaunlich beschlagen. Das sind die Kleinagitatoren 
der Demokraten und Sozialdemokraten. Es ist, als seien 
sie allesamt vorher auf Paroleempfang gewesen, denn sie alle 
haben dasselbe Thema, dieselben Gründe, dieselben wahren 
und dieselben aus den Fingern gesogenen Geschichten. 
Heute heißt ein Thema: Bredereck. 
Paul Bredereck soll, nachtem man Herrn Alrich 
Rauscher, den „Whip“ der Ebert-Bauer-Regierung, ver- 
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