drücklich heißt, es gebe jetzt um Fae Sache der Judenschaft.
Soviel kann ich gerade lesen, da steckt der Woblbeleibte
Unter den Linden den Zettel schwell weg. Und äugt mich
böse an. · «
Es hat in der Nacht Zusammenstöße gegeben. Posten
sind angerempelt worden und haben geschossen. Auch die
Soldaten der Reichswehr malen sich mit Kreide das Haken-
kreuz vorn auf den Stahlhelm. Panzerautos rasseln einher
und speien — Flugblätter aus. Auch aus der Luft kommen
die Papierchen wie blinkende Möwenschwärme. Anders
kann die Kapp-Regierung nicht mehr an dae Volk heran.
Die Agitation vom Auto und vom Flugzeug herab ist
aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Alles ver-
dampft sofort.
Die Soldaten fangen an, lange Gesichter zu machen.
Sie sehen nicht, daß irgend etwas geschieht.
Mit einigen von ihnen spreche ich vor dem Landtag.
Es gibt gemeinsame Feldzugserinnerungen, wobei die
anderen, die noch jungen, erst nach dem Kriege Eingetretenen,
zuhören. Dann kommen wir überhaupt auf das Soldatenlos
eu sprechen.
„Sehen Sie, lieber Herr, wir sind alles einfache Leute.
Keine Studenten und verkleideten Monarchisten, sondern
Arbeiter und Handwerker. Wir haben Lust zum Dienst.
Mancher ist auch gekommen, weil er arbeitslos war. Und
nun sagte die Regierung, wir sollen aufgelöst werden. Da
kann man sich doch glatt aufhängen. Im Zivdil kriegt keiner
von uns Arbeit, da heißt es, raus mit dem Noskehund. Und
schlimmer als Noskehund ist Baltikumer, da wird man ein-
fach kaltgemacht. Wir könmen gar nicht anders, wir sind
für immer auf den Kommiß überschrieben. In Wünsdorf
sind welche, die sagen, sie würden auch bei den Kommunisten
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