Full text: Hindenburg, Erzberger, Kapp

5. 
Dienstag, den 16. März. 
Die „Regierung der Tat“, wie sie Kapp genannt hat, bat 
ihren Todesstreich empfangen. 
Nicht durch den Generalstreik. Die Sache mit dem „Alle 
Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will“ singt das 
Proletariat sich seit Jahrzehnten nur vor, um sich Mut zu 
machen. Ein wirklicher Generalstreik, bei dem auch die Bäcker 
nicht backen, ist in 48 Stunden rettungslos erledigt. Wir 
baben nur eine Reihe von sehr ausgedehnten Teilstreiks. Die 
sind unangenehm, auch für die Streikenden selbst, und können 
eine Woche oder noch länger dauern, zumal wenn die Stadt, 
wie hier Berlin, normal mit Lebensmitteln immer für drei 
Wochen versehen ist. Aber auf die Knie zwingt einen kein 
Generalstreik. 
Nein, der Todesstreich ist gar nicht so imposant und 
theatralisch gewesen. Er besteht nur darin, daß zwei not- 
wendige kleine Unterschriften verweigert worden sind. 
Die von Kapp mangels alter und neuer Minister mit 
Führung der Geschäfte beauftragten Unterstaatssekretäre, 
die zum Teil Geschöpfe von Scheidemann-Erzbergers 
Gnaden, zum größeren aber wohl noch alte Beamte sind, 
haben den psychologischen Moment erkannt, wo der Zug des 
Kapitäns Ehrhardt, der anfangs so sehr dem Marsche Enver 
Beis von Saloniki nach Konstantinopel ähnelte, in der Kapp- 
schen Ausgestaltung zur bloßen Affäre eines „Hauptmanns 
von Köpenick“ wird. Sie machen nicht mehr mit. Die neue 
Regierung braucht nämlich Geld zur Versorgung und Ver- 
pflegung ihrer Truppen, nicht der Marinebrigade, die bis 
zum 31. Mai mit allem versehen sein soll, sondern der Reichs- 
31 —
	        
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