Frevel“, der trotzdem Frauen rühren und Männer begeistern
könnte, sondern, da es technisch völlig versagt hat, eine
Lächerlichkeit. Es hat Gegenkönige in der Weltgeschichte ge-
geben, die auch nur rund fünf Tage regierten, aber sie gingen
tragisch zugrunde, nicht so dumm. In diesen fünf Tagen ist
Kapp überhaupt nicht zum Regieren gekommen, weil er fort-
gesetzt Audienzen erteilen mußte; diejenigen „Freunde“
haben ihn auf dem Gewissen, die ihn überlaufen und ihre
Weisheiten bei ihm ausgekramt haben.
Wenn die „alte“ Regierung nicht noch unfähiger wäre,
sie, der wir das ganze Unglück mit der Mißregierung Erz-
berger und der Hinauszögerung der Wahlen samt allen
Folgeerscheinungen bis zum Aufmarsch der Kommunarden
zu verdanken haben, so bliebe das ganze Interregnum völlig
unverständlich.
Eins können die um Bauer sicher besser: eine günstige
Lage ausnutzen. Sie verlangen umgehend auch die Ent-
fernung des Generals v. Lüttwitz. Und das ist doch ein
hartes Stück. Dieser Mann ist stachlich; er hat noch
Tausende von Bajonetten und beherrscht die Reichshaupt-
stadt. Einen Augenblick scheint es, als wolle er das Furcht-
barste wagen. Es sind bange Minuten. Aber in der
Sitzung der Fraktionsführer der Mehrheitsparteien und der
Rechten, die im Reichsjustizministerium stattfindet, und in
der — das Parlament ist laut Verfassung ja souverän —
bindende Abmachungen über eine Lösung der Krise gesucht
werden, wird der Ausweg gefunden. Es kommt nicht zur
militärischen Schreckensherrschaft. Lüttwitz tritt zurück. Die
um Bauer haben gesiegt.
Aber nicht ohne Opfer.
Die Fraktionsführer haben beschlossen, daß spätestens
im Juni Neuwahlen vorgenommen werden sollen, der
Reichspräsident unmittelbar durch Volksentscheid gekürt
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