Nötigenfalls würben die Mariners bei solcher Gelegen-
heit auch scharf schießen. Paris ist eine Messe wert; und die
Entfernung der Brigabe Ehrhardt daher zum mindesten
den Pakt über die Amnestie.
Der Pakt ist von den Fraktionsältesten des souveränen
Parlaments abgeschlossen worden. Man sieht sie den ganzen
Tag zwischen Voßstraße und Wilhelmstraße hin und her
eilen. Wie Kastor und Pollux die beiden Unzertrennlichen:
Heinze und Düringer. Eilig trippelnd der annoch ungekrönte
König der rheinischen Republik, Trimborn, der sich fast be-
kreuzigt, als sich ihm unterwegs ein Vertreter des Verlages
Scherl anschließen will. Südekum mit brennend heißem
Gesicht unter dem dichten, nun schon ganz weißen Haar.
Der alte Erzberger-Gegner und doch auch Hindenburg-
Richter Gothein für die Demokraten. Und Stresemann und
Hergt und noch mancher andere.
Aber Charakter verdirbt die Politik, scheinen die Ver-
treter der Mehrheitsparteien in diesem Gremium zu denken.
Dieselben Leute, diesmal unter Ausschluß der Rechten,
verhandeln auch mit der dritten Regierung, die sich in diesen
Tagen gebildet hat, dem kompakten Proletariat von Berlin.
Das verlangt blutige Bestrafung aller am Putsch Beteiligten
und vor allem den Kopf Jochaanans: Ludendorff soll auf
der Strecke bleiben.
Ludendorff
Ich habe ihn nur einmal in diesen Tagen im Regierungs-
viertel gesehen. Da stand er, wie auch andere „Fremde von
Distinktion“, die sich zu informieren kamen, auf der Straße
und sprach mit dem und jenem. Umsprungen von Photo-
graphen. Der erste, der eine gut entwickelte Platte mit
Ludendorff und einem „Putschisten“ beisammen nach Stutt-
gart liefert, darf dafür wohl jeden Preis fordern. Der
General soll aber, so erzählt mir aufgeregt ein Demokvat, auch
42—