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Donnerstag, den 18. Märg.
Bei Dunkelwerden gestern ging das Gelnalle in ein-
zelnen Straßen los. Nicht alles sind scharf gezielte Schüsse.
Manchmal bedeuten sie auch einfach statt eines Trompeten--
stoßes: Straße frei! So hat es auch die Sicherheitswehr in
der Wilhelmstraße gemacht, als der letzte Regierungsakt der
Leute Kapps (er selber ist an vielem Ansinn dieser Tage wohl
unschuldig) in einem Augenblick ausgeführt wird, in dem die
Befehlserteiler aus der Reichskanzlei schon verschwunden
sind. Die „Dena“ sollte ausgeräumt werden, die deutsche
Nachrichtenagentur, deren Funkenmast dort zwischen
Wilhem- und Königgrätzer Straße in die Lüfte starrt; weil
sie „umwahre Meldungen“ verbreitet habe. Das wird denn
auch gründlich besorgt. Zwei viesige Lastautos mit Maschinen-
gewehr legen sich quer über die Straße, ein Schuß geht
„peng“ in die Lüfte: Straße frei! Dann stürmt die grüne
Polizei hinauf, überrumpelt das eingige amwesende Tipp-
fräulein und zerschlägt mit den Gewehrkolben sämtliche
Schreibmaschinen, Vewielfältigungsapparate und die gange
Bürveinrichtung. Das ist der letzte Bärendienst, den
enihen ak Belchi der Zwischonre ierng de oeleiste
Der Himmel selbst hat am Abend auch sein „Straße frei!“
besohlen. Es fängt tüchtig an zu regnen. Das bedeutet in
den jetzigen Zeitläuften, daß ein halbes Dutzend Menschen
weniger erschossen wird, als es sonst der Fall wäre.
Aber Berlin ist durch den Regen nicht gerade verschönt.
Um die Anschlagsäulen, die seit Sonnabend, den 13. März, nicht
neu beklebt worden sind, hängen nasse schmutzige Fetzen. Die
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