Full text: Hindenburg, Erzberger, Kapp

kennen, daß die ganze Aktion verpufft. Die Vernehmung der 
beiden „Hauptbelastungszeugen“ hat das alte System von 
dem entlastet, womit es erdrückt werden sollte. Aus 
Bernstorffs zeugemeidlicher Aussage ergibt sich — es ist wirk- 
lich fatal — die Tatsache, daßunsere Friedensbette- 
leien uns geschadet haben, witil sie, was ja bis- 
her die Alldeutschen allein zu behaupten wagten, überall als 
Eingeständnis der Schwäche angesehen wurden. Und Beth- 
mann zerstört heute unter seinem Eide die Legende, als sei 
ihm der uneingeschränkte Tauchbootkrieg von den Militärs 
aufgezwungen worden. Es ist alles ganz natürlich, ganz 
korrekt, ganz gewissenhaft vor sich gegangen. 
Wilson wurde allseits als taube Nuß erkannt. 
Bethmann hatte kein Mittel zur Herbeiführung des 
Friedens. 
In dieser Lage wurde von allen Verantwortlichen — 
unter Zustimmung der Reichstagsmehrheit — der Entschluß 
gefaßt, die „ultima ratio“ anzuwenden. Sie hat um ein Haar 
den Erfolg gebracht. Der ehemalige Reichskanzler führt unter 
Bewegung der Versammlung aus, wie den Engländern im 
Mai 1917 das Wasser bereits an den Hals ging. Warum 
es im Sommer jenes Jahres trotzdem nicht zum Frieden kam 
und wer den Frieden in Wirklichkeit sabotiert hat, das werden 
wir erfahren, wenn erst — Matthias Erzberger über 
seine staatsmännische Tätigkeit unter Eid aussagen muß. 
Krampfbaft verbeißt sich vorerst der Antersuchungsaus- 
schuß in ein, wie er gba##bt, wenigstens krankgeschossenes Wild. 
Staatssekretär a. D. Zuimmermann schweißt stark. Helfferich, 
der neben ihm sitzt, muß ihn wiederholt freundnachbarlich die 
Hand fest auf den Arm legen, um ihn zurückzuhalten. Zimmer- 
mann hat hin und wieder — aus diplomatischer Taktik, wie 
er sagt — die deutsche Presse während des Krieges über die 
Motive der Regierung falsch informiert. Mit hellem Geläut 
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